GOOD TO GO: Malaysia
Gut gebrüllt, kleiner Tiger
Als aufstrebende Wirtschaftsmacht gehört Malaysia zu den sogenannten „kleinen Tigern“ in Fernost. Während sich die Städte inzwischen längst als faszinierende Boomtowns präsentieren, ist auf dem Land und in den Küstenregionen noch immer ein Hauch vom alten, exotischen Malaysia spürbar – ein Kontrast, so faszinierend wie der gesamte Staat, findet CC VIP-Autorin Kiki Baron.
Rasant entwickelt
Aus der Luft betrachtet gleicht Malaysia einem riesigen, grünen Patchwork-Teppich. Mal präsentiert es sich so hell wie die großflächigen Ölpalmenplantagen, mal so knallig wie die unendlichen Reisfelder oder so dunkel wie der Dschungel im bergigen Binnenland. In den Bundesstaaten Sarawak und Sabah auf der Insel Borneo dominieren Wälder, ein geraumer Teil davon zig Millionen Jahre alt und mit unglaublichem Reichtum an Fauna und Flora gesegnet. An den Küsten, insgesamt 5.000 Kilometer lang, protzt das Land sowohl an der Straße von Malakka als auch an der South China Sea mit Stränden. Malaysia gehört zu den Boom-Staaten in Fernost, den sogenannten „kleinen Tigern“. Damit werden die Länder bezeichnet, die sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt haben. Abzulesen ist das an Metropolen wie der Hauptstadt Kuala Lumpur, kurz KL genannt, George Town auf Penang oder Kuta Kinabalu, KK genannt, auf Borneo. Moderne Architektur, viele Wolkenkratzer und eine moderne Infrastruktur prägen hier das Bild. Das gilt auch für die gut ausgebauten Straßen und Autobahnen sowie für die Zugstrecken im ganzen Land. Auf den Trassen rollt jetzt auch wieder der Luxuszug „Belmond Eastern & Oriental Express“.
Modern & Multikulti
Für Besucher, ob aus Nachbarländern oder westlichen Gefilden, haben die historischen Viertel in den Städten stets einen ganz besonderen Reiz. Es sind Überbleibsel des britischen Empires, angereichert mit architektonischen Akzenten von Zuwanderern aus China und Indien, die hier auch ihre Tempel, Kirchen und Moscheen bauten. Staatsreligion ist der Islam, ein toleranter, der bereits seit dem 15. Jahrhundert auch andere Glaubensbekenntnisse akzeptiert. Religionsfreiheit gilt bis heute. Etwa 60 Prozent der Bevölkerung sind sunnitische Muslime, gefolgt von Buddhisten, Christen und Hindus. Der größere Teil der weiblichen Bevölkerung trägt Kopftuch. Von Touristinnen wird das nicht erwartet, außer sie besichtigen eine Moschee. Arme und Beine sollten dabei ebenfalls bedeckt sein. Das gilt auch für Männer. Zu viel nackte Haut wird nirgendwo gern gesehen, auch nicht am Strand oder Pool. Oben ohne oder Nacktbaden sind landesweit verboten. Der öffentliche Austausch von Zärtlichkeiten ist ebenso verpönt wie Gefühlsausbrüche peinlich sind. Das Gesicht zu verlieren ist für Einheimische sehr unangenehm. Besser „do as the locals do“, also immer verständnisvoll lächeln. Auch dann noch, wenn in einem Lokal weder Bier noch Wein serviert werden. Alkoholkonsum ist zwar nicht verboten, doch der Ausschank beschränkt sich weitestgehend auf Hotels und Restaurants mit internationaler Klientel.
Global Geopark
Vor Jahrzehnten schon mal in Malaysia gewesen? Dann dürfte die Überraschung heute groß sein, wundert man sich doch, wie gut alles funktioniert. Denn Malaysia kann nicht nur Grün und Multikulti, sondern auch High-Tech. Verkehrsmittel sind auf neuestem Stand, Frauenpower und digitale Kommunikation Normalität. 90 Prozent der Einwohner besitzen ein Handy. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit hat man mit seinem eigenen sogar an entlegenen Stränden und im Dschungel Empfang. Weiße Sandstrände kombiniert mit Regenwald und Mangroven findet man vornehmlich auf Langkawi im Nordwesten von Malaysia. Die Insel gilt als Luxusdestination und ist zollfrei. Ein Dutzend exklusiver Resorts verteilt sich über die Buchten. Dazu gehören auch die getesteten: „The Datai“, „Ritz-Carlton“ und „Four Seasons“. Zudem bieten sich das „St. Regis“ und SLH-Hotel „The Danna Langkawi“ an. 2007 erhielt Langkawi den Status UNESCO Global Geopark – als erste Destination in Südostasien. Damit werden die Mangroven und die 500 Millionen Jahre alten Kalksteinformationen vor Eingriffen bewahrt. Als Hotelgast hockt man im Habitat wilder Tiere. Nicht selten läuft einem ein Affe oder gleich ein ganzer munterer Clan über den Weg.
Mehr als nur Beach in Borneo
Sabah und Sarawak auf Borneo sind noch mal ganz andere Welten. Es wäre schade, nur zum Strandvergnügen ins 5-Sterne-Resort „Shangri-La Tanjung Aru“ zu jetten. Denn dann würde man die atemberaubenden Urwaldlandschaften verpassen. In den unberührten Regenwäldern der Nationalparks leben nämlich endemische Nasenaffen, Orang-Utans, Elefanten, Krokodile und Nashornvögel. Besser man bucht zwei- oder mehrtägige Ausflüge vor der Reise und achtet darauf, dass Wildlife Watching morgens und abends im Programm steht. Denn zu diesen Zeiten sind die tierischen Bewohner am aktivsten. Empfehlenswert ist eine Tour in die „Danum Valley Conservation Area“ mit 125 Säugetier- und 300 Vogelarten. Oder ins „Sepilok Orang Utan Rehabilitation Centre“. In der Auffangstation werden verwaiste oder aus der Gefangenschaft befreite Tiere auf das Leben in der Wildnis vorbereitet. Des Menschen nächsten Verwandten im Dschungel nahezukommen, ist ein berührendes Erlebnis. Gänsehautgefühl ist quasi garantiert.
■ Anreise Sowohl Singapur als auch Kuala Lumpur sind Zielflughäfen für Malaysia. Turkish Airlines bieten über Istanbul tägliche Verbindungen von allen deutschen Großflughäfen. Innerhalb Malaysias verbinden Air Asia und Malaysia Airlines alle Städte regelmäßig, dazu einige Low-cost Airlines.
■ Beste Jahreszeit An der Westküste fallen die wenigsten Niederschläge von November bis März und Juni bis August, an der Ostküste von März bis Oktober. In den Bundestaaten Sabah und Sarawak auf Borneo muss man von Oktober bis Januar mit starken Regenfällen rechnen.
■ Vor Ort unterwegs Lange Strecken überbrückt man am besten mit dem Flieger. Allerdings sind Straßen und Autobahnen sehr gut ausgebaut und beschildert, sodass eine Reise mit dem Mietwagen gut möglich ist. Ein internationaler Führerschein muss bei der Miete vorgelegt werden. Bequem und zuverlässig lässt sich das Land auch mit dem Zug erkunden.
■ Belmond Eastern & Oriental Express Der Luxuszug ist ab/bis Singapur vier Tage lang in Malaysia unterwegs, kurvt durch den Regenwald des Taman Negara Nationalparks und fährt bis hinauf nach Butterworth. Geführte Naturwanderungen, ein Ausflug nach Penang und die exzellente Vollpension sind im Preis inkludiert. www.belmond.com
■ Kuala Lumpur In der Hauptstadt ist es vornehmlich das sogenannte „Goldene Dreieck“, in dem sich Besucher bewegen. Rund um die spektakulären Petronas Twin Towers befinden sich Wolkenkratzer mit Hotels und Büros sowie moderne Shopping-Malls, wie die „Pavilion“-Mall. Den besten Blick über die Stadt hat man vom 421 m hohen „Menara KL“-Tower. Wer es traditioneller und authentischer mag, besucht die Petaling Street in China Town sowie das schrille „Little India“. Ein spannendes abendliches Erlebnis ist ein Bummel über die „Jalan Alor“, die Fressgasse. Hier sind die kulinarischen Spezialitäten des Landes versammelt. ■ Langkawi Die stille, von Regenwald ummantelte, bergige Insel ist ein wahres Tropenparadies, denn etwa drei Viertel der Fläche sind naturgeschützt. Zum UNESCO Geo-Park gehören auch die maritimen Mangrovenwälder. Darüber hinaus findet man hier eine Vielzahl großflächiger Luxusresorts auf relativ kleinem Raum. Zahlreiche unbewohnte Inselchen mit Kalksteinhügeln sind reizvolle Ausflugsziele. Zu den wenigen menschengemachten Sehenswürdigkeiten gehört die „Langkawi Sky Bridge“. Die Hängebrücke schwingt sich auf den 687 m hohen „Mount Mat Cincang“ mit toller Aussicht über die Andaman Sea. Die schönsten Strände liegen im Norden – Datai Bay und Tanjung Rhu Beach.
■ Penang Während im westlichen Teil sowie in der Mitte der Insel grüne Berge und Landwirtschaft dominieren, ist die östliche Küste mit der Hauptstadt George Town durchgehend urbanisiert. Die farbenprächtige, multikulturelle Metropole war einst wichtiges Handelszentrum auf der maritimen Seidenstraße. Das koloniale Viertel lockt heute mit viel fröhlicher Street-Art und ist die Hauptattraktion der Stadt. Sehenswert sind auch die Clan Jetties, Wasser- Communities, die vor mehr als 150 Jahren von chinesischen Clans angelegt wurden. Am Ende des Tan Jetty kann man einen bunten, schwimmenden Tempel besuchen. Penang ist für seine zahlreichen fernöstlichen Küchen berühmt. Wer sich einen Überblick über die kulinarischen Kulturen verschaffen will, geht ins „Wonderfood Museum“, kitschig, doch nicht ohne Reiz. Der „Kek Lok Si Tempel“ auf einem Hügel ist der größte buddhistische Tempel Malaysias. Highlight ist hier die riesige Lady Buddha-Statue.
■ Desaru Im Gegensatz zur Westküste erstrecken sich im Osten der Halbinsel kilometerlange weiße Sandstrände entlang der meist klaren South China Sea. Mit Desaru hat sich im Süden ein überschaubares Touristen-Mekka mit Golfplätzen entwickelt. Im Hinterland fährt man vor allem durch Ölpalmenfelder. Ein Rest Regenwald steht noch. Spannend ist ein Ausflug zum Mangrovenwald Belungkor sowie zur Bio-Obstfarm. ■ Tioman Die mit Regenwald überwucherte, hügelige Insel liegt 50 km von der Südostküste entfernt auf der Höhe von Mersing. Bekannt wurde das Kleinod durch den Film „South Pacific“, der hier 1958 nach dem gleichnamigen Südseeromanzen-Musical gedreht wurde. Wenn überhaupt, findet man an Tiomans wunderschönen Sandstränden Backpacker aus aller Welt.
BORNEO ■ Kota Kinabalu Benannt nach dem höchsten Berg Südostasiens, dem rund 4.000 m hohen Mount Kinabalu, breitet sich die Stadt im Nordosten Borneos aus. Großartige Highlights bietet sie zwar nicht, dafür ist sie Ausgangspunkt für Touren zu malerischen Stränden wie Tanjung Aru und zu vorgelagerten Eilanden im „Tunku Abdul Rahman Marine Park“. Die Tauch- und Schnorchelgründe sind hier absolut legendär! Etwa zwei Stunden von KK entfernt liegt der „Weston Wetland Park“, ein aufregendes Mangrovensumpfgebiet, in dem man u.a. Nasenaffen beobachten kann – und am Abend Tausende Glühwürmchen. Wer mehr über die alten Kulturen Borneos erfahren möchte, findet im „Mari Mari Cultural Village“ die perfekte Szenerie.
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