Im Test
St. Regis Rome
GOOD TO GO: Das perfekte Hotel in Rom für Schöngeister, die hier die hohe Kunst der „Arte di Vivere“ auf polierten Terrazzoböden und unter funkelnden Kristalllustern ausleben können.
Für ein so nobles Haus wie das St. Regis war der Empfang an einem Sonntagnachmittag irritierend laut: Zur musikalischen Untermalung beim Brunch drückte ein Klavierspieler die Tasten durch, den Background-„Gesang“ übernahm dazu ein schreiender Fratz, der von seiner Mama und dem untätig danebensitzenden Begleiter nicht gezähmt werden konnte. Andererseits soll es in Hotel-Kathedralen ja auch wieder nicht zu sakral zugehen.
In den Gemäuern des Hauses stecken unfassbar viele Pionierleistungen: So war es das erste Hotel Roms mit Strom, Warmwasser und Bad im Zimmer. Dazu der prächtige Ballsaal – angeblich der erste öffentliche der Stadt. Ein Lift aus den Gründertagen gehört ebenfalls zum prallen historischen Erbe. 2024 steht das 130 Jahr-Jubiläum an. Schon vor fünf Jahren wurde groß renoviert und das Interieur für 40 Millionen Euro veredelt: Alles wurde heller und moderner, das Dunkle, Imperiale musste weichen.
Nicht aber die erstaunliche Kunstsammlung, die der Aga Khan – Hotelbesitzer bis in die 1990er-Jahre – hier hinterließ. Auch Vernissagen und Ausstellungen, wie zuletzt durch den angesagten Künstler JR, gehören zur Trademark – sie finden in jenen Räumlichkeiten statt, die einst Gianni Agnelli als privates Domizil dienten. Luftige, extrabreite Gänge mit flauschig-dämpfenden Teppichen führen zu den Zimmern und versprühen glücklichmachendes Grand-Hotel-Flair.
Mit einem Imperial Room samt Blick auf die Piazza della Repubblica wollte man uns eine zusätzliche Freude bereiten, aber „no view“ wäre besser gewesen – der frühmorgendliche Verkehr erwies sich trotz doppelt verglaster Fenster als verlässlicher Schlafkiller. Das opulente Frühstücksangebot mit frischgepressten Säften – selbst in Highend-Herbergen noch immer eine Rarität – bügelte vieles wieder aus: tolle Qualität und ebensolche Präsentation unter einem mächtigen Muranoglas-Kronleuchter in einem Gute-Laune-Ambiente. Text: Andreas Jaros
Lage | unglamourös in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof Termini Kategorie | 5*, 1894 von César Ritz eröffnet, seit dem Jahr 2000 das erste St. Regis in Europa Architektur | Belle Epoque außen, Einflüsse aus der Empire-, Regency- und Louis XV-Ära innen Zimmer & Suiten | 161 insgesamt, Kronjuwel ist die „Bottega Veneta Suite“ mit Living Room, Kamin aus schwarzem Marmor und drei Schlafzimmern. CC VIP-Tipp | ein Zimmer zum Innenhof, egal ob Superior, Deluxe oder Imperial (alle 30 – 40 m2)
Stil & Ambiente | edel, stilvoll, teuer; Innendesign von Pierre-Yves Rochon Inc. Facilities | „Lumen“ für All-Day-Dining und Socializing („Cocktails & Cuisine“), „Lumen Garden“ für Events im Freien, Bar, Library, Ausstellungsflächen, Bankettsaal „Ritz“ mit Deckenfresken Spa | 3 Behandlungsräume, davon einer für Paare, im Dachgeschoß., angrenzendes Fitnessstudio, kein Pool Service | Butler wären verfügbar, aber angesichts von Allzweck-Engel Elena aus Zypern nicht nötig. Kontakt & Info | Via Vittorio E. Orlando 3, T. +39 06 47091, www.stregisrome.com