GOOD TO GO: Farm to Table
Genießen im Garten Eden
Weltweit setzen immer mehr Hotels auf nachhaltige Farm-to-table-Konzepte. Und das bedeutet: Das meiste, was bei ihnen auf die Tische kommt, stammt aus der eigenen Landwirtschaft oder zumindest von Produzenten aus der unmittelbaren Umgebung. CC VIP-Autor Jörg Bertram hat sich mit dem nachhaltigen Trend beschäftigt und präsentiert die besten Adressen zwischen Südafrika und Südtirol.
Regional Deluxe
Ob Spargel im Winter oder Beef, das einmal um die Welt gereist ist: Vieles von dem, was einst als besonders exklusiv galt, ist längst von den Speisekarten der angesagtesten Restaurants verschwunden. Seit einigen Jahren gilt in der Top-Gastronomie nämlich das Motto „Bitte so regional und saisonal wie möglich!“. Das beweist auch ein Blick auf die vom Guide Michelin weltweit bestbewerteten Gourmet-Tempel. Auf Platz 1: Das Central in Lima, dessen 17-gängiges Tasting Menu ausschließlich aus peruanischen Zutaten besteht und Anleihen an indigenen Traditionsgerichten nimmt. Platz 2 geht ins Baskenland, wo Eneko Atxa das Gemüse für sein Azurmendi in eigenen Gewächshäusern anbaut. Und auch Dominique Crenn, weltbeste Köchin und auf Platz 3 im elitären Zirkel, steht fast ebenso häufig auf den Feldern ihrer Farm in Sonoma, wie am Herd ihres Atelier Crenn in San Francisco … Appetit bekommen? Feine „from-Farm-to-table“-Cuisine lässt sich nicht nur im Restaurant, sondern auch in diesen ausgezeichneten Hotelresorts genießen.
Sterrekopje Healing Farm
Cape Winelands / Südafrika: Eine gute Stunde mit dem Mietwagen von Kapstadt entfernt liegt das südafrikanische Bilderbuchstädtchen Franschhoek mit seinen zahlreichen Weingütern. Eines davon gehört den beiden Niederländerinnen Nicole Boekhoorn und Fleur Huijskens – sowie zahlreichen Hunden, Katzen, Hühnern, Enten, Schweinen, Eseln und Pferden. Darüber hinaus werden auf dem rund 50 Hektar großen Anwesen aber auch noch erstklassige Weine produziert und im eigenen Bio-Gemüsegarten die Zutaten für die zumeist pflanzenbasierte Restaurant-Cuisine angebaut. Zum ganzheitlichen Ansatz des Refugiums im Schatten des gleichnamigen Berges gehören aber auch Kunstkurse, Brotbackkurse, Gartenspaziergänge mit den beiden Inhaberinnen, Radtouren oder Yogaklassen auf einer Schwimmplattform im See. Klingt gut, lässt sich aber noch steigern: Z. B. bei einem marokkanisch-indischen Treatment im Bath House, einer geführten Klangschalentherapie im Morgengrauen oder einem nächtlichen Feuerzeremoniell unterm Sternenhimmel. Eat, Pray, Love – hier wird der Film zur Wirklichkeit. www.sterrekopje.com
São Lourenço do Barrocal
Alentejo / Portugal: Mitten im Alentejo, da wo sich Portugal von seiner einsamsten, gleichzeitig aber auch gerade angesagtesten Seite zeigt und wo die Luft ganzjährig nach Kamille, Korkeiche und Rosmarin duftet, befindet sich eines der außergewöhnlichsten und schönsten Resorts des Landes. Denn das São Lourenço do Barrocal ist nicht nur ein 40 Zimmer und Cottages kleines 5*-Hideaway, sondern außerdem auch noch ein 780 Hektar großes und in achter Familiengeneration geführtes Wein- und Bauerngut. Wer will, kann hier mit den eigenen Pferden ausreiten, bei der Olivenernte helfen, im Gemüse-garten mit anpacken oder sich im Tai Chi Chuan ausprobieren. Wer nicht will, relaxt stattdessen am XL-Pool oder an den Gestaden des nahegelegenen Lago Alqueva, der als größter künstlicher See Europas gilt. Gespeist wird im São Lourenço do Barrocal in zwei ausgezeichneten Farm-to-table-Restaurants, die sich auf traditionelle portugiesische Hausmannskost mit dem gewissen Twist spezialisiert haben. www.barrocal.pt
Chablé Yucatán
Mexiko: Weit weg vom Trubel der mexikanischen Karibikküste residiert man im Chablé Yucatan auf dem Gelände einer mehr als 200 Jahre alten Hacienda, die von nichts als Dschungelgrün und Relikten aus längst vergangenen Maya-Zeiten umgeben ist. Ganzheitlicher und naturnaher Genuss wird hier vor allem im preisgekrönten Spa mit Quellwasserbecken und auf uralten Ritualen mit heimischen Heilpflanzen basierenden Treatments geboten. Darüber hinaus erwarten einen aber auch zwei ausgezeichnete Farm-to-table-Restaurants. Während der Fine Dining-Hotspot Ixi’im vor allem auf ebenso modern wie raffiniert interpretierte Klassiker der heimischen Cuisine setzt und mit der weltgrößten Tequila-Auswahl aufwarten kann, stehen im Ki’ol hauptsächlich gesunde Snacks und leichte Gerichte auf der Karte. Wofür man sich auch entscheidet, fast alle Zutaten stammen aus einem idyllischen Maya-Garten, der sich ebenfalls auf demweitläufigen Hotelareal mit 40 Gäste-Casitas und -Villen sowie einem Haupthaus befindet. www.chablehotels.com
Finca La Donaira
Andalusien / Spanien: Bereits die Anreise zur zwei Stunden vom Flughafen in Malaga entfernt gelegenen Finca La Donaira ist ein herrlich entschleunigendes Abenteuer – die letzte Etappe im Jeep über staubige Pisten inklusive. Auf knapp 1.000 Höhenmetern in der Serranía de Ronda gelegen, ist die autofreie Finca ein Refugium der Stille auf rund 700 Hektar Privatgrund. Gewohnt wird in neun sehr individuell gestalteten Zimmern und Jurten. Rund um das mehr als 100 Jahre alte Haupthaus gruppieren sich mehrere Gärten mit alten Obst- und Gemüsesorten sowie rund 300 verschiedenen Heilpflanzen. Außerdem wird auf dem Areal der Finca Wein angebaut und Honig hergestellt. Selbstgemacht sind aber auch Ziegenkäse, Butter, Brot und viele weitere Delikatessen, die im Restaurant serviert werden. Das Fleisch stammt von den eigenen Papua-Rindern und Berrenda-Kühen, die Eier von freilaufenden Hühnern. Pferdefans lieben den privaten Reitstall mit rund 70 Lusitanos, die für Ausritte durch die Berge gebucht werden können. www.ladonaira.com
Le Manoir aux Quat’Saisons
Oxford / Vereinigtes Königreich: Umgeben von einer riesigen Park- und Nutzgartenanlage, darf man sich im Le Manoir aux Quat’Saisons ein bisschen wie auf Downton Abbey fühlen – nur, dass es sich in dem außerhalb von Oxford gelegenen Gutshaus aus dem 15. Jh. garantiert besser speisen lässt. Dafür sorgt Maître de Maison Raymond Blanc, dessen Hotelrestaurant seit der Eröffnung im Jahr 1984 durchgehend mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde. Was bei ihm mittags oder abends auf die fein gedeckten Tische kommt, entscheidet er häufig erst beim morgendlichen Spaziergang durch seine Gärten: „Nichts inspiriert mich mehr zu meinen Tages-menüs, als der Duft reifer Früchte oder der Anblick taunasser Gemüsebeete“, so der kulinarische Tausendsassa, der auch als Kochbuchautor reüssiert und außerdem auf dem Gelände seines Manoirs Koch-kurse und Gardening Classes anbietet. Wer Blanc in diesen Winterwochen besucht, darf sich auf portweinschwangere Abende am Kamin ebenso freuen wie auf sein wohl populärstes Seasons-Signature-Dish: mit Wacholderbeeren, Sternanis, Zimt und Lorbeer gewürzter Fasan auf einem Bett aus selbstgezogenem Wurzelgemüse und einem Bouquet Garni aus dem 90 verschiedene Sorten zählenden Kräutergarten. Enjoy! www.belmond.com
My Arbor
Südtirol / Italien: Granatäpfel, Melonen, Trauben, Gemüse, Kartoffeln, Kräuter, aber auch Ingwer, Kurkuma, Oliven, Getreide und Wein: Das Baumhotel My Arbor in St. Andrä verfügt über den größten Eigenanbau eines 5*-Hotels in Südtirol. Gemäß dem Motto „20 Hektar für 200 Hotelgäste“ beackert Hotelchef Markus Huber das hoteleigene Agrarland in Albisano gelegentlich sogar selbst! Wer’s nicht glaubt, kann ihn am Gardasee besuchen, sich vor Ort das Prinzip der besonders boden- und ressourcenschonenden Parakultur erklären lassen und dabei von den rund 300 Obstbäumen naschen. Wie köstlich so viel Nachhaltigkeit schmeckt, lässt sich danach aber auch im Hotelrestaurant probieren. Oder man entscheidet sich für einen Besuch im Grissino, einem assoziierten Partnerbetrieb im zehn Minuten vom My Arbor entfernt gelegenen Brixen, der sich auf alpin-mediterrane Küche sowie Asia Bites spezialisiert hat. www.my-arbor.com
Trisara
Phuket / Thailand: „The Garden in the Third Heaven“ – so bewirbt das an Phukets Nordwestküste gelegene Trisara nicht nur seine traumhaften Pool-Villen und -Suiten, sondern auch sein kulinarisches Konzept. Im Zentrum stehen dabei die eigene Farm sowie die enge Kooperation mit Fischern und Bauern aus der unmittelbaren Umgebung. Für so viel grünes Engagement – und noch mehr guten Geschmack – wurde das Fine Dining-Hotelrestaurant PRU (Plant. Raise. Understand.) als erstes Restaurant Thailands vom Guide Michelin mit einem Green Star ausgezeichnet. Zusätzlich darf sich Küchenchef Jimmy Ophorst aber auch über den einzigen „regulären“ Michelin-Stern der Insel freuen. Gäste sind dem gebürtigen Holländer jedoch nicht nur im Restaurant willkommen. Gerne nimmt er sie auch mit zur Hotelfarm Pru Jampa, wo sich auf knapp 100 Hektar die Gemüse- und Kräutergärten sowie die Fischteiche des Hauses befinden. www.trisara.com