GOOD TO HEAR: Michael Henssler, COO Centara Hotels & Resorts
Thai Hospitality Goes Global!
Seit Juli 2023 ist der Deutsche Michael Henssler Chief Operating Officer von Centara Hotels & Resorts, der Hotelmarke des thailändischen Familienunternehmens Central Group. Mit einer Investition von 300 Millionen US-Dollar in neue Hotelprojekte in den kommenden Jahren verfolgt Centara eine ambitionierte Expansionsstrategie. Connoisseur Circle traf den erfahrenen Hospitality-Experten auf der ITB.

Mit dem Centara Mirage Lagoon Maldives fällt der Startschuss für die neue Multi-Insel-Destination der thailändischen Hotelgruppe.
Herr Henssler, die Centara Hotels und Resorts scheinen in Europa noch wenig bekannt zu sein. Können Sie uns etwas zum Background des Hospitality-Unternehmens sagen? Centara Hotels & Resorts ist ein börsennotiertes thailändisches Unternehmen und Teil der 72 Jahre alten Central Group, die sich im Besitz der Familie Chirathivat befindet. Die Central Group ist in Asien für ihre Einkaufszentren bekannt und besitzt in Deutschland renommierte Kaufhäuser wie das KaDeWe in Berlin, Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg. In Europa zählen Selfridges in London, Rinascente in Italien und Globus in der Schweiz zum Portfolio. Mit mehr als 50 bereits eröffneten Hotels und 40 weiteren in der Pipeline macht Centara Hotels & Resorts derzeit nur drei Prozent des Gesamtportfolios der Gruppe aus, obwohl es in seiner Größe in etwa den Kempinski-Hotels entspricht.
Was macht die DNA von Centara Hotels & Resorts aus? Seit 41 Jahren steht Centara für nachhaltiges Wachstum statt kurzfristiger Gewinnmaximierung. Als tief verwurzeltes thailändisches Unternehmen verfolgt Centara eine langfristige Perspektive: Wir verstehen unser Geschäft als etwas, das wir für die nächste Generation bewahren und weiterentwickeln. Diese Philosophie zeigt sich auch in der Strategie der Central Group, die beispielsweise das Nobelkaufhaus KaDeWe nach dem Konkurs ihres Partners René Benko vollständig übernommen hat – nicht mit dem Ziel eines schnellen Verkaufs, sondern als langfristige Investition in die Wertschöpfungskette. Centara bietet thailändische Gastfreundschaft auf verschiedenen Ebenen: von den Luxusmarken Centara Reserve und Centara Grand über solide 4-Sterne-Hotels bis hin zu Cosi, einer trendigen Marke vergleichbar mit Moxy, sowie Centara Life, das dem Motel-One-Konzept ähnelt, aber einen stärkeren Fokus auf Gastronomie hat. Besonders der deutschsprachige Markt kennt die Traditionsresorts in Phuket, Krabi, Hua Hin und Samui seit Jahrzehnten. Das Kerngeschäft beginnt ab der 4-Sterne-Kategorie, wobei Centara allein im letzten Jahr 40 Millionen US-Dollar in Renovierungen investiert hat – dieses Jahr folgen 65 Millionen US-Dollar.

Das neue Centara Grand Lagoon Maldvies im Nord-Malé-Atoll eröffnet Anfang April.
Wie sieht die globale Expansion von Centara aus? Ich habe als COO die Aufgabe übernommen, die Markenstruktur zu schärfen und das internationale Wachstum von Centara Reserve, Centara Grand und Centara gezielt voranzutreiben. In jüngster Vergangenheit wurden neue Häuser in Dubai, Katar und Japan eröffnet, weitere internationale Standorte sind in Planung. In Thailand ist Centara eine der bekanntesten heimischen Marken – sogar populärer als Thai Airways oder die Bank of Thailand. Doch außerhalb Thailands, beispielsweise in der DACH-Region und in Großbritannien, ist die Marke kaum präsent. Das soll sich aber ändern: Unser Ziel ist es, in Schlüsselmärkten wie London oder Hamburg Hotels zu eröffnen – aber ausschließlich mit unseren Top-Marken Centara Grand und Centara Reserve. Qualität steht hier vor Quantität.
Wie viele Häuser sollen es insgesamt werden? Unser Ziel ist es, bis Ende 2027 nach Anzahl der Betten unter den Top 100 Hotelgesellschaften zu sein. Momentan sind wir auf Platz 115. Es gilt also, Key Gateway Cities in Europa mit den Luxusmarken Centara Grand und Reserve zu erschließen. Im Mittleren Osten, Thailand und unseren Nachbarländern könnten wir auch mit den Marken Centara Life und Cosi ins Franchise-Business gehen.

Michael Henssler im Talk mit Marina Ackermann und Karin Hanta von Connoisseur Circle
Welche Märkte sind für Centara besonders interessant?
Während Südostasien und der Mittlere Osten derzeit die stärksten Wachstumsmärkte sind, plant Centara auch eine Expansion nach China und Europa. Besonders attraktiv sind für uns sogenannte Gateway Cities – globale Metropolen mit hoher Nachfrage nach Premium-Hotellerie. Ich sehe zudem auch großes Potenzial in der Karibik, wo die Marke mit ihrer starken Position im Resort-Segment gut aufgestellt wäre. Die USA hingegen sehe ich weniger prioritär: New York und Miami wären realistische Optionen, aber für eine flächendeckende Expansion fehlen die Skaleneffekte.
Wie steht Centara zu den zentralen Themen Familienfreundlichkeit und einzigartige Erlebnisse? Ein zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie ist das Mirage-Konzept: Themenhotels für Familien mit Kindern zwischen zwei und 15 Jahren, die Wasserparks, Klettergärten und maßgeschneiderte All-inclusive-Angebote umfassen. Dieses Konzept wird in verschiedenen Destinationen an Premiumhäuser gekoppelt, wie beim Centara Grand Mirage in Pattaya oder beim Centara Mirage in Dubai. Neben Familienfreundlichkeit setzt Centara auf individualisierte Gästeerlebnisse. Dazu gehören Signature-Erlebnisse wie der persönliche Goldabdruck auf einem Elefanten, der später in einen Tempel gebracht wird, oder Überraschungsmomente durch das Hotelteam. Dadurch sollen emotionale Bindungen zwischen Gästen und Marke geschaffen werden.
Was sind die Herausforderungen und Chancen auf den Malediven? Centara ist bereits mit vier Resorts auf den Malediven vertreten, darunter das kürzlich eröffnete Centara Mirage Lagoon und das im April eröffnende Centara Grand Lagoon Maldives, das sich im Hochpreissegment positionieren wird. Ein interessanter, wachsender Trend auf den Malediven sind Gäste, die einige Tage auf den günstigeren Local Islands verbringen und für nur eine einzige Nacht in ein Luxushotel einchecken – ein Phänomen, hervorgerufen durch die Suche nach „instagrammable moments“, das Centara intensiv analysiert.
Sehen Sie thailändische Hospitality als einen internationalen Erfolgsfaktor? Ich bin überzeugt, dass Centara von seiner asiatischen Identität profitiert. Heute nicht amerikanisch oder europäisch zu sein, ist in vielen Märkten ein Vorteil. Die Kombination aus thailändischer Gastfreundschaft und langfristigem Investmentansatz schafft eine starke Differenzierung im internationalen Markt. Mit klaren Wachstumszielen, einem verstärkten Fokus auf Schlüsselmärkte und einer markanten Positionierung in der Luxushotellerie steht Centara Hotels & Resorts vor einer spannenden Zukunft – mit einer Mischung aus Beständigkeit, Innovationskraft und einer tief verwurzelten Servicekultur.
www.centarahotelsresorts.com/de
Text: Karin Hanta