CC VIP Experts on Tour: Montenegro
Mamula Island
Montenegro: Vom Geheimtipp zur Luxusdestination
Die Bucht von Kotor in Montenegro mausert sich immer mehr vom Geheimtipp zur angesagten Urlaubsdestination. Rund um das UNESCO-Weltkulturerbe sind in den vergangenen neun Jahren luxuriöse Hideaways von Aman, The Regent, Iberostar, One&Only und Nikki Beach aus dem Boden geschossen. Bis 2024 wollen Hyatt, Ritz-Carlton und Siro ebenfalls präsent sein. CC-VIP-Autorin Susanne Freitag war im neuesten Hotspot Mamula Island vor Ort.
Die Insel Gospa od Škrpjela in der Bucht von Kotor
Gruppenfoto mit Hotelmanager Henning Schaub (3. v. l.) vor der Kulisse der Insel Sveti Đorđe (Sankt Georg)
Einer, der das touristische …
Potenzial der Region früh erkannt hat, ist Samih Sawiris, ehemaliger Orascom-Chef und hierzulande vor allem als Mehrheitsgesellschafter der FTI Touristik bekannt. Nach Großprojekten wie El Gouna in Ägypten begann er 2014 mit dem Bau des Wohn- und Ferienortes Luštica Bay auf der Halbinsel Luštica und eröffnete dort ein Chedi Hotel. Schon bei der Erkundung der Gegend für sein Vorhaben einige Jahre vorher stieß er noch auf ein anderes Objekt, das sein Interesse weckte und zu seinem „Herzensprojekt“ wurde, wie er sagt. Die Rede ist von Lastavica, einer kleinen Insel von gerade einmal 200 Metern Durchmesser am Eingang der Bucht von Kotor.
16 Jahre hat es gedauert, bis Sawiris dieses Herzensprojekt verwirklichen und Lastavica in das Luxushotel Mamula Island verwandeln konnte. Der Umbau ist jedoch nicht unumstritten. Das liegt vor allem an der wechselvollen Geschichte der Insel: Vor 170 Jahren errichtete der österreichische General Lazarus von Mamula dort ein Fort, das die italienischen Faschisten unter Benito Mussolini in den 1940er-Jahren als Gefängnis nutzten. Danach wurde es dem Verfall preisgegeben. Als Sawiris die Insel 2015 für 49 Jahre von dem montenegrinischen Staat pachtete und den Umbau des Forts in ein Luxushotel ankündigte, wehrten sich Veteranenverbände und Angehörige ehemaliger Inhaftierter ebenso wie Anwohner, die Lastavica bisher als Ausflugsziel genutzt hatten. Acht Jahre und die Investitionssumme von 30 Millionen Euro später empfängt Mamula Island nun die ersten Gäste.
Unternehmer Samih Sawiris verwandelte Mamula Island in ein Luxushotel. Foto: © The Chedi Andermatt
Zentrum von Mamula Island ist der Spa-Turm mit Glasdach
Sie sind in 32 Zimmern …
und Suiten im historischen Teil sowie im aufgestockten Spa-Turm und einem neuen Anbau untergebracht. Die Konzeption stammt von MCM Design in Lissabon, und für die Ausstattung der historischen Räume hat Interior-Designer Piotr Wisniewski vom weStudio in Berlin Materialien wie Naturstein, gealtertes Messing, massives Eichenholz und atmungsaktive, organische Textilien in erdigen Tönen und hellen Farben ausgewählt. „Die innenarchitektonischen Komponenten, die maßgeschneiderten Möbel und die haptischen Elemente fügen sich zu einer Umgebung zusammen, in der sich jeder Gast mit dem Ort verbunden fühlen kann“, erklärt Wisniewski. Vorherrschendes Motiv der ursprünglichen Festungsstruktur ist der Bogen, der in den Innenräumen nachempfunden wurde. Das Bogenmotiv diente außerdem als Basis für die maßgefertigte geometrische Möbelserie im gesamten Hotel und findet sich auch auf der Zimmerkarte aus nachhaltigem Kork, auf Untersetzern in der intimen Pinea Bar und als Logo auf der Speisekarte des Fine-Dining-Restaurants Kamena wieder. Dort kreiert die junge kanadische Küchenchefin Erica Archambault Sechs-Gänge-Menüs mit weißem Spargel und Haselnuss-Crumble, Blauem Hummer, Artischocke und Biskuit oder Seezunge, Kurkuma, weißer Butter und Kumquats. „Erica kocht ultrasaisonal, ultralokal und verleiht den Gerichten ihre ganz persönliche Note“, schwärmt etwa Hoteldirektor Henning Schaub.
Der 39-jährige Deutsche kommt aus der Luxushotellerie und war zehn Jahre bei der Design Hotel Group tätig. In der ersten Saison bis Ende Oktober erwartet Schaub vor allem Gäste aus dem deutschsprachigen Markt sowie aus Großbritannien, Benelux und Frankreich, längerfristig auch aus den USA. Mamula Island ist Mitglied von Design Hotels und etwa bei Dertour Deluxe und Windrose Finest Travel buchbar. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrage zwei Nächte, und die Buchungslage sei gut, „könnte aber natürlich immer noch besser sein“, erklärt Schaub. Die Gäste erreichen das Eiland in 45–60 Minuten Fahrt vom Flughafen Tivat und rund 45 Minuten vom Flughafen Dubrovnik. Schnellboote fahren etwa 15 Minuten von Herzeg Novi oder direkt vom Hafen am Tivat Airport, und bis zu den Häfen von Lustica Bay und Portonovi sind es rund 30 Minuten sowie bis Porto Montenegro 45 Minuten mit dem Boot.

Küchenchefin Erica Archambault kommt aus dem mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurant Septime in Paris.

Yachthafen von Portonovi

Kamin im Fine-Dining-Restaurant Kamena
Eindrücke aus der Mamula-Island-Welt.

Gläsernes Dach auf dem Spa-Turm

Garden Room mit privater Terrasse

Hoteldirektor Henning Schaub

CC VIP-Autorin Susanne Freitag

Willkommens-Rakija im Zimmer
Am Eingang des Hotels …
erinnert die Gedenkstätte „Mamula Fortress Historical and Memorial Gallery (HMG)” an die dramatische Vergangenheit des Forts. „Sie ist 365 Tage im Jahr für Gäste und Einheimische zugänglich, um eine Einbindung der lokalen Bevölkerung in das Projekt zu garantieren“, erklärt Hoteldirektor Henning Schaub. Besucher könnten nach vorheriger Reservierung auch die Restaurants und das Day-Spa nutzen sowie Veranstaltungen besuchen. Schaub: „So stellt Mamula Island eine für die Öffentlichkeit jederzeit zugängliche Destination dar und trägt aktiv dazu bei, an die Vergangenheit zu erinnern und gleichzeitig etwas Neues für die Region zu schaffen.“ Die Hotelgäste sollen aber auch die Umgebung entdecken, wünscht sich der Manager. Neben drei Restaurants, einem Spa und Fitnessraum sowie dem hoteleigenen Strand können sie auch ein Ausflugsprogramm nutzen. Dieses umfasst etwa eine Tour zum UNESCO-Weltkulturerbe und südlichsten Fjord Europas, die Bucht von Kotor. Die 330 Meter breite Meerenge von Verige trennt die äußere von der inneren Bucht. Passiert man diese, erscheinen auf der linken Seite zwei kleine Inseln, die ebenfalls zum Weltkulturerbe gehören: das natürliche Eiland Sveti Đorđe (Sankt Georg) mit einem Benediktinerkloster aus dem 12. Jahrhundert und die auf Felsen und gesunkenen Schiffen erbaute Gospa od Škrpjela (Maria vom Felsen) mit einer kleinen katholischen Kirche von 1632, in der heute noch Hochzeiten stattfinden. Sie ist Touristenmagnet und Wallfahrtsort in einem. Jedes Jahr am Fašinada-Fest am 22. Juli fahren Bewohner des gegenüberliegenden Küstenorts Perast mit ihren Booten zur Insel und werfen Steine ins Meer, um die Inselfläche zu vergrößern.
Perast gilt als der Ort in Montenegro mit dem mildesten Klima und den meisten Sonnenstunden im Jahr und war bis Ende des 18. Jahrhunderts Sitz von vier Reedereien mit insgesamt mehr als 100 Handelsschiffen. Die Villen der einstigen Kapitäne sind noch heute im Stadtbild präsent. Von Perast bis Kotor sind es nur 15 Minuten mit dem Auto oder eine kurze Fahrt mit dem Boot. Die im Sommer vor allem von Kreuzfahrttouristen völlig überfüllte Altstadt von Kotor lockt mit imposanten Bauwerken wie der Sankt-Tryphon-Kathedrale, die größte noch erhaltene romanische Kirche der östlichen Adriaküste, sowie mit Befestigungsanlagen, die sich bis zum Berg San Giovanni schlängeln, was ihnen den Titel „Chinesische Mauern von Kotor“ einbrachte. Katzenfans erfreuen sich derweil an den vielen streunenden Vierbeinern in der Altstadt. Die Bewohner Kotors haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Katzen zu füttern und zu schützen, sodass sie zum heimlichen Wahrzeichen der Stadt geworden sind. Am Kinoplatz gibt es sogar ein Katzenmuseum.
Perast ist eine beliebte Touristendestination.
Titos offizielles Wohnzimmer in der Villa Galeb.
Über die Küstenstraße …
geht es zurück nach Perast und weiter nach Herceg Novi. Oberhalb der Stadt, sozusagen nur einen Katzensprung entfernt, wartet ein weiterer in Stein gehauener Zeitzeuge darauf, entdeckt zu werden. An den Hügeln von Igalo können die Besucher der Villa Galeb in die Geschichte Ex-Jugoslawiens eintauchen. Die Sommerresidenz auf dem Gelände des medizinischen Igalo-Institutes wurde 1976 in Rekordbauzeit von nur sechs Monaten für den Staatspräsidenten Jugoslawiens, Josip Broz Tito, errichtet. Auf einer Fläche von 5.500 Quadratmetern in einem 70.000 Quadratmeter großen Park empfing er Staatsgäste wie den früheren deutschen Bundeskanzler Willy Brandt und den heutigen König Charles III. Die Villa ist ein Paradebeispiel für die Architektur im Sozialismus der 1970er Jahre. Einige Zimmer, wie die Privaträume von Tito und seiner Frau Jovanka, sind zugänglich. Auch das für damalige Verhältnisse hochmoderne Therapie-Zentrum, das der schwer kranke Präsident während seiner vier Aufenthalte nutzte, kann besichtigt werden, ebenso wie der zur Anlage gehörende Bunker mit Notbetten für 40 Personen. Und vom Balkon der Villa Galeb aus reicht der Blick bis hinüber nach Mamula Island.
Fotos: Susanne Freitag