GOOD TO HEAR: Gregor Gerlach / Riverside Collection
„Wir fanden das Thema immer spannend“
Mit der 2022 gegründeten Riverside Collection ist das Hamburger Familienunternehmen Seaside Hotel Collection in den Flusskreuzfahrtmarkt eingestiegen. Geschäftsführer Gregor Gerlach (54) erklärt im Gespräch mit CC-VIP-Autorin Susanne Freitag, was er mit den fünf ehemaligen Schiffen der insolventen US-Reederei Crystal Cruises vor hat und worauf sich die Gäste des Luxusresorts Finolhu auf den Malediven freuen können.

Herr Gerlach, diese Frage haben Sie bestimmt schon oft gehört: Wie kommt es, dass die Seaside Collection als Hotelgruppe in das Flusskreuzfahrtgeschäft eingestiegen ist? So weit ist das gar nicht voneinander weg. Wir haben hauptsächlich Resorts und versuchen Erlebnisse zu kreieren mit Erholung, gutem Essen und allem, was dazu gehört. Das sind die gleichen Themen, die auch auf dem Fluss relevant sind, beziehungsweise wofür er sich in besonderer Weise eignet. Wir sind ja vor allem in der Luxushotellerie tätig, und das heißt, kleinere Einheiten, nicht so viele Zimmer, individuelle Ansprache und Betreuung unserer Gäste. Dazu passen Flussschiffe, die nicht so riesig sind, hervorragend. Wir fanden das Thema immer spannend und haben uns zum ersten Mal 2018 damit beschäftigt. Als es die passenden Schiffe zum Thema Luxus gab, haben wir die Gelegenheit genutzt.
Was unterscheidet denn die Riverside Mozart von denen anderer Anbieter, was macht sie so luxuriös? Wir haben insgesamt fünf Riverside-Schiffe, die sich mit vielen Gemeinsamkeiten von anderen unterscheiden: Größere und dafür weniger Kabinen, mehr Crewkabinen, weil wir viel mehr Mitarbeiter pro Gast haben, großzügigere öffentliche Bereiche und größere Küchen, weil wir alles frisch kochen wollen. Bei der Mozart kommt noch hinzu, dass sie doppelt so breit ist wie ein normales Standard-Flussschiff, aber fast genauso lang. Das heißt, sie bietet bei doppelter Breite fast doppeltes Volumen.
Wie groß sind die Crews? Auf der Mozart kümmern sich 85 Crewmitglieder um maximal 162 Gäste. Da wir aber auch sehr attraktive Angebote für Einzelreisende haben, gehen wir eher von 130–140 Gästen aus. Auf den anderen Schiffen fahren 65 Crewmitglieder und maximal 110 Gäste. Das sind mehr Mitarbeiter als Kabinen, das hat sonst kein anderer Anbieter.
Welche Klientel haben Sie im Blick? Möglichst alle natürlich. Zum einen bestehende Fans von Flusskreuzfahrten, die eine Klasse upgraden möchten. Zum anderen hoffen wir natürlich auch, neue Gäste für die Flusskreuzfahrt zu gewinnen, weil wir ein Produkt anbieten, das für sich eine sehr schöne Aufenthaltsqualität bietet und sich ideal dafür eignet, wenn man einfach mal etwas anderes erleben möchte. Insofern hoffen wir auch, dass wir viele unserer Hotelgäste für den Fluss gewinnen können.

Die Mozart ist ja im April auf der Donau gestartet. Wie lange dauern die Reisen? Auch da unterscheiden wir uns von anderen. Unsere Reisen sind modular aufgebaut. Bei der Mozart führt der erste Abschnitt vier Tage in die landschaftlich schöne Wachau, danach in die großen Städte, Wien, Bratislava und Budapest, wofür wir drei Tage einplanen. Am Schluss folgt die siebentägige Fahrt bis nach Bukarest und zum Eisernen Tor. Man kann die Reisen entweder einzeln buchen oder sie zu einer bis zu 14-tägigen Fahrt kombinieren.
Wird die Riverside Collection weiterwachsen? Wir haben im Januar die anderen vier Schiffe von Crystal Cruises übernommen und werden dieses Jahr noch die Ravel ab Anfang Juni zum Einsatz auf der Rhône und Saône bringen. Nächstes Jahr kommen zwei Schiffe auf Rhein, Main und Mosel dazu und 2025 ein weiteres.
Wie ist die erste Saison ausgelastet? Wir haben erst vor wenigen Wochen mit dem Vertrieb angefangen und arbeiten sowohl direkt mit einzelnen Reisebüros zusammen, als auch mit einigen großen Veranstaltern, die zum ersten Mal Flusskreuzfahrten verkaufen. Es gibt überall noch Verfügbarkeiten, wobei der September am stärksten gebucht ist und wir schon einige Vollcharter für einzelne Reisen haben. Unser Ziel für dieses Jahr ist nicht eine 100-prozentige Auslastung, sondern erst einmal, die Marke und die Schiffe bekannt zu machen.
Bei welchen Veranstaltern sind die Reisen buchbar? Wie auch bei den Hotels, haben wir keine Exklusivität, sondern arbeiten gerne mit vielen Anbietern. Ganz neu etwa mit Airtours, für den es das erste Produkt auf dem Fluss ist, außerdem mit Dertour Deluxe und vielen kleineren Veranstaltern. Reisebüros können sich natürlich auch direkt bei uns registrieren (https://riverside-cruises.com/en/ta) und unsere Reisen verkaufen.

Wie viel Provision erhalten diese? Im DACH-Markt haben wir ein gestaffeltes Modell von zehn bis zwölf Prozent, je nach Umsatz, und drei Prozent on top für alle Buchungen in diesem Jahr.
Planen Sie Famtrips oder Schiffsbesichtigungen? Wir hatten gerade zwei große Famtrips auf der Mozart und werden Anfang Juni auch einen an Bord der Ravel auf der Rhône machen. Außerdem bieten wir das ganze Jahr über spezielle Expedientenraten an, die, einmal registriert, direkt auf unserer Buchungsseite für Reisebüros mit dem Buchungscode TIR23 angefragt und gebucht werden können.
Finolhu auf den Malediven ist das erst Resort der Seaside Collection in einer Fernreisedestination. Werden weitere folgen oder konzentrieren Sie sich erstmal auf die Schiffe? Wir haben Finolhu seit 2019 und sind gerade damit fertig, es komplett upzugraden, obwohl es erst zwei Jahre alt war, als wir es übernommen haben. Mit den Schiffen haben wir nun das nächste große Projekt auf dem Tisch. Allerdings planen wir eine Addition bei Finolhu, welches eigentlich aus vier Inseln besteht: Die Hauptinsel mit dem Hotel, unsere Beachinsel mit dem Restaurant Crab Shack sowie zwei weitere, die bisher ungenutzt sind. Dort planen wir eine Ultra-Luxury-Anlage mit insgesamt acht Villen. Jede hat drei bis vier oder noch mehr Schlafzimmer, einen 25 Meter langen Pool sowie ein eigenes Boot und einen Butler-Service. Das ist etwas sehr Besonderes und Spezielles. Die größte Villa hat eine Grundfläche von mehr als 1.000 Quadratmetern. Im Mai beginnen wir mit dem Bau und wollen zur Wintersaison 2024 fertig sein. Das Besondere ist, dass die Gäste auf der separaten Insel ihre Privatsphäre und die Abgeschiedenheit genießen können. Wenn es ihnen zu langweilig wird, fahren sie einfach mit dem Boot zur Hauptinsel in der gleichen Lagune und besuchen dort das Spa oder schicken ihre Kinder in den Oceaners’ Kids Club. Sie haben also das Beste von beiden Welten.
Wie verbringen Sie Ihren Urlaub – auf dem Fluss? Sehr gerne auf dem Wasser, bisher meistens auf dem Mittelmeer. Ich bin ganz gespannt auf die Flüsse und auf unsere Schiffe, insbesondere auf die Rhône. Ich bin auch sehr gerne auf den Malediven. Aber wenn man im eigenen Hotel oder auf dem eigenen Schiff ist, kommt man doch nicht so ganz zur Ruhe, weil man immer eine verwelkte Blume, ein schiefes Bild oder ein Staubkorn sieht. Ich glaube, dass sich Finolhu und die Schiffe sehr gut ergänzen. Wenn man einfach mal ganz weit weg und ausspannen will, fliegt man auf die Malediven, und wenn man schnell und bequem ohne langen Flug Neues entdecken möchte, fährt man mit einem der Schiffe. Es gibt so viele interessante Dinge in Europa, die wir noch nicht gesehen haben. Die Reise mit einem Flussschiff ist ideal, um diese zu entdecken.
Fotos: brechenmacher-baumann.com, Per Karehed, Ian Scheppre, Werney Beyer