GOOD TO GO: Nahdestination des Monats
Idylle am Ionischen Meer
Klein, fein und ein Naturparadies mit bilderbuchschönen Stränden, üppiger Vegetation und einer sehenswerten Hauptstadt: Korfu kann’s einfach!
Auf der Sonnenseite
Korfu, das zweitgrößte Ionische Eiland, gelegen vor der Küste Nordgriechenlands und Albaniens, hat optisch so gar nichts mit anderen bekannten griechischen Inseln wie den Kykladen oder Kreta gemein. Wo letztere ihren Reiz gerade auch aus ihrer Kargheit beziehen, geht es auf Korfu üppig zu. Die Vegetation zeigt sich von ihrer schönsten mediterranen Seite, mit Olivenbäumen, Weingärten, Zitrusfrüchten, Akazien, Kumquats und Zwergorangen-bäumen, die charakteristisch für die Insel und auch für die korfiotische Küche sind. Das ist natürlich nur möglich, weil es mehr Niederschläge gibt als in anderen Regionen des Landes. Die Sommer sind dennoch sonnig und warm und bieten perfektes Urlaubswetter bis spät in den Herbst hinein. Trotz einiger Unterschiede gibt es natürlich auch viele Gemeinsamkeiten mit anderen Inseln. Dazu gehören beispielsweise die typische griechische Gastfreundschaft und Kinderliebe, die man auch auf Korfu überall erlebt. Die korfiotische Küche präsentiert sich, auch aufgrund der köstlichen Kumquatsgerichte, durchaus eigenständig. Typische Tavernen sind aber ebenfalls überall zu finden. In Korfu-Stadt kommen noch „Estiatorios“, gehobene Restaurants, hinzu. Und natürlich verfügt Korfu wie fast alle Inseln über zahlreiche traumhafte Strände von Kiesel bis feinsandig. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts war Korfu ein beliebtes Reiseziel für Prominente und Adelige. So war Korfu etwa die Lieblingsinsel von Kaiserin Sisi, die sich hier einen Palast, das Achilleion, erbauen – oder besser aus einer bestehenden Villa umbauen – ließ. Die Location und der Palast sind wirklich schön, man sollte sie nicht verpassen, wenn man auf der Insel weilt.
Insel mit Geschichte
Auch die Briten haben bis heute eine besondere Beziehung zu Korfu, wie man unter anderem an den zahlreichen britischen Touristen sieht. Mitte des 19. Jahrhunderts herrschten die Briten über die Ionischen Inseln, bis sich diese nach dem Londoner Abkommen 1864 Griechenland anschlossen. Dies war quasi ein Geschenk des Empires an den neuen griechischen König. Zudem wurde Prinz Philipp, Herzog von Edinburgh und Prinzgemahl der verstorbenen britischen Königin Elisabeth II., 1921 auf Korfu, auf Schloss Mon Repos, geboren. Heute ist in dem Schloss ein Museum zur Geschichte von Korfu untergebracht. Hauptstadt war damals wie heute Kerkyra, auch Korfu-Stadt genannt. In der zum UNESCO-Welterbe ernannten Kapitale treffen italienische, französische, griechische und britische Einflüsse aufeinander und bilden eine spannende Mischung. Die Altstadt mit ihren engen, quirligen Gassen, hübschen Plätzen, zahlreichen kleinen Geschäften, Cafés und Restaurants zieht zahlreiche Besucher an. Aber auch die imposanten venezianischen Festungen, der alte Hafen, das 1663 unter den Venezianern erbaute Rathaus, der Spianada, der größte Stadtplatz Griechenlands, und die interessanten Museen lohnen sich. Besonders malerisch zeigt sich die Szenenerie bei Nacht – ein Besuch mit einem Dinner in einem guten Seafood-Restaurant am Meer ist dann ein herrlich romantisches Erlebnis, das man sich ruhig öfters gönnen kann. Korfu ist nämlich nicht besonders groß, nur gut 60 Kilometer lang und an der breitesten Stelle keine zehn Kilometer breit. Die Luxushotels liegen zudem fast alle an der Ostküste, nicht allzu weit von der Hauptstadt entfernt. Einige Fünf-Sterne-Herbergen bieten sogar einen Boot-Shuttle an – die angenehmste Art, Kerkyra zu besuchen. Viele der Luxushotels wurden bereits in den 1970er-Jahren erbaut und in den letzten Jahren auf den neuesten Stand gebracht. Sie liegen deshalb an der Ostküste, weil zum einen die kurze Entfernung zu Stadt und Flughafen günstig war, vor allem aber, weil das Meer und das Wetter an der Meeresstraße von Korfu, die die Insel vom Festland trennt, ruhiger ist als an der offenen Westküste. Dafür muss man gelegentlich startende und landende Flugzeuge in Kauf nehmen.
Die Ruhe selbst
Apropos Meerenge: Im Norden ist Korfu nur durch eine knapp zwei Kilometer schmale Meerenge von der albanischen Küste getrennt. Hier finden sich auch zahlreiche sehr schöne Strände und kleinere, noch nicht überlaufene Orte – perfekt für ruhesuchende Individualisten. Zwar gibt es neben Apartments und Pensionen auch Hotels, Luxushäuser sucht man aber vergebens. Dafür kann man in Norden aber noch einige zauberhafte Buchten entdecken, ohne Liegestühle und ohne Tavernen, die nur zu Fuß zu erreichen sind. Aber natürlich gibt es auch wunderschöne bewirtschaftete Strände mit den typischen urigen Tavernen direkt am Meer, wie etwa bei Paleokastritsa an der Nordwestküste. Der Ort besteht aus zwei Halbinseln und fünf Buchten und beeindruckt mit einer eindrucksvollen Felskulisse, grüner Vegetation, türkisblauem Wasser und herrlichen Stränden. Zudem kann man von hier aus mit dem Boot zahlreiche Grotten und Höhlen erkunden.
Hotspots im Süden
Auch der Süden lohnt sich, denn man findet sogar in der Hauptsaison noch ruhige Ecken mit einer abwechslungsreichen Landschaft und langen Sandstränden. So beginnen etwa am Nordende der Lagune Korission die weitläufigen Sandstrände der Region. Der bekannteste heißt Chalikounas Beach – und gilt als der Hotspot für Kitesurfer auf der Insel. Er zieht sich entlang der schmalen Nehrung zum Korission-See. Südlich der Lagune erstreckt sich mit dem Issos Beach ein weiterer kilometerlanger Sandstrand bis ans nördliche Ende des hübschen Küstenortes Agios Georgios. Sehr schön ist auch der Gardenos Beach südlich von Perivoli, ein weitläufiger Sandstrand, der sich kilometerlang unterhalb der Steilküste entlangzieht. Am kleinen Fischerhafen von Perivoli sollte man in der Taverne Aristos einkehren. Hier wird sehr guter Fisch serviert, aber auch traditionelle korfiotische Gerichte stehen auf der Karte. Dazu gibt es einen schönen Blick auf die Fischerboote und das gegenüberliegende Festland. Ausflüge in den Norden wie in den Süden sind prinzipiell von allen unseren getesteten Hotels mit einem Mietwagen ziemlich einfach machbar, teilweise sogar als Halbtagesausflug. Taxis und Guides mit Fahrzeug sind im griechischen Vergleich eher höherpreisig. Wie überhaupt das Preisniveau etwa im Vergleich zu Kreta etwas gehobener ist.
Text: Manuela Blisse & Uwe Lehmann
ANKOMMEN Direktflüge nach Korfu (Flughafen Ioannis Kapodistrias – Kürzel CFU) gibt es von April/Mai bis Oktober von den meisten deutschen Flughäfen sowie von Österreich und der Schweiz mit zahlreichen Airlines wie Lufthansa, Austrian, Swiss Air, Eurowings, Easyjet oder Ryanair. Wer Korfu außerhalb der Saison besuchen möchte, muss die ganzjährige Verbindung über Athen mit Aegean Airlines wählen. Die Flugzeit von deutschen Flughäfen beträgt ca. 2 bis 2,5 Stunden. Der Airport befindet sich nur wenige Kilometer außerhalb der Hauptstadt Kerkyra (Korfu-Stadt). Vom Flughafen fahren, wie auf der ganzen Insel, öffentliche Busse. Taxis sind für griechische Verhältnisse eher teuer. Zahlreiche Hotels bieten auch einen Bus- oder Boot-Shuttle nach Korfu-Stadt an. Korfu ist zudem mit Fähren von Italien (z. B. Bari, Brindisi) und von Igoumenitsa auf dem griechischen Festland aus zu erreichen.
KLIMA & REISEZEIT Die Saison dauert auf Korfu etwa von Mitte April bis Oktober. Im Juli und August liegen die Tages-temperaturen meist über 30 Grad, die Wassertemperatur beträgt 25 Grad. Im Juni und September liegen die Durchschnittswerte tagsüber bei 27 Grad und nachts bei 21 beziehungsweise 23 Grad – diese beiden Monate gelten auch deshalb als ideale Reisezeit.
SIGHTSEEING
■ Korfu Stadt Auf griechisch Kerkyra genannt. Die Hauptstadt gehört zum UNESCO-Welterbe. Besonders sehenswert ist die Altstadt mit ihren engen, lebendigen Gassen, einem hübschen Hauptplatz mit Cafés und kleinen Boutiquen, dem Rathaus aus venezianischer Zeit und der Alten sowie der Neuen Venezianischen Festung. ■ Achilleion Österreichs Kaiserin Sisi kam 1861 zum ersten Mal nach Korfu – und verliebte sich in die Insel. Von 1888 bis 1891 ließ sie eine heruntergekommene Villa zu einem Palast im pompejanischen Stil umbauen. Sisis weißer Marmorpalast mit einem prächtigen Garten liegt auf einer Anhöhe etwa sieben Kilometer außerhalb von Korfu-Stadt. ■ Das Kloster Vlacherna und die Mäuseinsel Das Kloster Vlacherna ist eines der beliebtesten Fotomotive auf Korfu. Die romantische, weiße Kirche aus dem 17. Jahrhundert liegt auf einer kleinen Landzunge, malerisch umgeben vom türkisblauen Meer. Mit einem Boot kommt man von hier in wenigen Minuten zur malerischen, der Landebahn des Flughafens vorgelagerten Mäuseinsel – ebenfalls ein beliebtes Fotomotiv. ■ Angelokastro Die gewaltige Festung an der Nordwestspitze war eine der wichtigsten Verteidigungsanlagen der Insel und ist heute eine der Top-Sehenswürdigkeiten.
■ Kaiser’s Throne Oberhalb des beschaulichen Dörfchens Pelekas an der Westküste von Korfu liegt der Kaiser’s Throne. Entdeckt wurde der Aussichtspunkt auf einem Felsen mit Rundum-Blick von Kaiser Wilhelm II., der häufig auf Korfu Urlaub machte und Sisis Achilleion gekauft hatte.
SHOPPING
Korfu ist nicht unbedingt das hippe Shopping-Eiland, aber für einen kleinen Einkaufsbummel ist die Altstadt von Korfu-Stadt ein gutes Pflaster. Es gibt nette Boutiquen, Schmuckläden, Keramik-Shops, Kunsthandwerksläden und zahlreiche Kunstgalerien.
■ Sweet 'N Spicy Bahar Shop Uriger Laden in Korfu-Stadt, in dem sich alles um Gewürze und Artverwandtes dreht, darunter auch griechische Gewürz- mischungen, griechische Saucen oder getrocknete griechische Trüffel. www.sweetnspicy.gr ■ Meandros Gold Sehr guter Juwelier in Acharavi im Norden der Insel. Große Auswahl in unterschiedlichen Stilen, viele handgefertigte Schmuckstücke, guter Service. www.meandrosgold.eu
■ Patounis Soap Factory Die traditionelle Seifenmanufaktur stellt seit 1850 aus lokalen Oliven hochwertige Seifen in Handarbeit her und ist einen Besuch wert. www.patounis.gr ■ Tsami Ceramics Im Dorf Gastouri, nicht weit vom Achillion, stellt Tsami Ceramics wunderschöne, hochwertige Teller, Schalen, Vasen, Schüsseln oder Deko-Objekte her und folgt dabei einer 7000 Jahre alten Tradition. www.tsamiceramics.gr ■ Central Market Der zentrale Markt in Korfu-Stadt liegt unterhalb der Mauern der Neuen Venezianischen Festung. Dort werden täglich (außer Sonntag) vor allem frisches Obst, Gemüse, Oliven, Kräuter und Fisch angeboten. Auch gut für eine Pause an einer der Snackbars auf dem Markt. Sport Als Insel ist Korfu prädestiniert für Wassersport. Fast alle größeren Hotels besitzen daher eine Wassersport-Station am Strand. Zum Tauchen und Schnorcheln ist Paleokastritsa an der Westküste das beste Revier. Wind- und Kite-Surfer finden am Chalikounas Beach im Südwesten die besten Bedingungen vor.