GOOD TO HEAR: Desiree Schier, Wependio
„Wir animieren die User, mal etwas Neues zu entdecken abseits der ausgetretenen Pfade“
Wependio ist eine innovative Reiseplanungsplattform, die auf Künstlicher Intelligenz basiert. Die App bietet den Nutzern maßgeschneiderte, KI-gestützte Reiseempfehlungen, von exklusiven Villen an abgelegenen Küsten bis zu luxuriösen Yachtchartern in exotischen Gewässern. Im Finale der Start-up Night 2023 des Travel Industry Clubs (TIC) erreichte das österreichische Start-up den zweiten Platz. CC-VIP-Autorin Susanne Freitag hat mit der Co-Gründerin Desiree Schier gesprochen.

Herzlichen Glückwunsch zum zweiten Platz! Können Sie kurz erklären, was Wependio ist? Wir haben mit Wependio vor zwei Jahren begonnen, aber die Idee ist schon viel älter und wurde aus einem persönlichen Problem heraus geboren. Mein Co-Founder Daniel Kopeinik, war im Spitzensport tätig. Er fuhr regelmäßig auf Wettkämpfe und hatte immer das Problem, dass diese an Orten stattfanden, die niemand kannte. Er wurde immer mit der Frage konfrontiert, wo bist du denn schon überall gewesen, aber er hatte nie die Möglichkeit, eine Karte oder ähnliches zu zeigen, sondern musste immer Bilder auf dem Handy suchen. Daraus wurde die Ursprungsidee von Wependio geboren: Eine digitale Karte zu bauen, auf der jeder seine Reisen eintragen und die jeder mitverfolgen kann.
Wir haben schnell erkannt, dass auch andere die Idee toll fanden, aber sie nicht unbedingt das ist, was uns ausmacht und was unser USP werden kann, weil der Markt dafür einfach noch nicht bereit war. Was sich in den Gesprächen mit den Usern aber immer wieder ergeben hat, war, dass sie alle ein gemeinsames Problem haben: Das online Buchen von Reisen nimmt unheimlich viel Zeit in Anspruch. Das heißt, nicht unbedingt das Buchen selbst, sondern der ganze Prozess von der Inspirationsphase über die tatsächliche Buchung bis zur anschließenden Reflexion. Dieser Prozess dauert laut Studienergebnissen durchschnittlich 25 Stunden.
Das ist sehr lang … Ja, das kostet unglaublich viel Zeit! Man überlegt sich, wo geht es im Sommer hin und hat vielleicht noch gar keine Idee. Die meisten Leute aus unserer Zielgruppe schauen erst einmal auf Social Media, wo es den besten Strand gibt oder ähnliches. Im Anschluss googeln sie und landen bei den großen Portalen und Buchungskanälen. Dann buchen sie alles separat, vom Flug bis zu den Aktivitäten. Wir haben uns gedacht, dafür muss es eine Lösung geben. Und das ist genau der Bereich, auf den wir uns konzentriert haben. Mittlerweile ist Wependio ein Social-Travel-Hybrid, wobei der Social-Faktor besteht, also Reisende miteinander zu vernetzen. Aber man sieht schon, dass der Trend in Richtung KI-Reiseplanung geht. Wir versuchen, Social-Media-Profile mit intelligenter Reiseplanung zu kombinieren. Wenn du dich bei Wependio registrierst, kennen wir bereits deine Interessen, und vielleicht gibst du ja auch an, wo du schon überall hingereist bist und welche Orte dir gefallen. Aufgrund deines Verhaltens in der App können wir Rückschlüsse auf deine Vorlieben ziehen und dir auch Orte ausspielen, die für dich noch gar nicht in Frage gekommen sind. So animieren wir die User, mal etwas Neues zu entdecken, abseits der ausgetretenen Pfade.
„Wependio ist ein Social-Travel-Hybrid, wobei der Social-Faktor besteht, also Reisende miteinander zu vernetzen.“
Und wie geht es dann weiter? Dann kannst du deinen eigenen Smart-Trip kreieren und gibst den Ort ein. Wir versuchen, dir Unterkünfte, Aktivitäten etc. vorzuschlagen, von denen wir denken, dass sie zu deinen Interessen passen. Die kannst du dann direkt in der App buchen. Je nachdem, was du anklickst, speicherst und buchst, lernt das System, sodass künftige Anfragen verbessert werden können.
Kann ich ganz klassisch auch einen Flug, ein Hotel und einen Mietwagen buchen? Wir haben fertige Rundreisepakete für Individualreisende, bei den einzelnen Dienstleistungen beschränkt sich die Buchung momentan auf Unterkünfte, Aktivitäten und Restaurants. In naher Zukunft wollen wir aber auch Transportmöglichkeiten wie Bus, Zug und Flüge integrieren.
Dann treten Sie als Mittler auf – und sind Ansprechpartner der Kunden im Falle von Komplikationen? Wir haben versucht, mit Reisebüros zusammenzuarbeiten und ihnen zu verdeutlichen, welchen Mehrwert das für sie hätte. Der Aufwand, alle Angebote selbst erstellen zu müssen, war ihnen aber schlussendlich zu groß. Aus der Not heraus haben wir uns dann entschieden, das selbst umzusetzen.
Aber das kann sich ja noch ändern … Ja, klar, wir wollen uns einfach auf das konzentrieren, was wir gut können, nämlich KI nutzen, um Reisen zu planen. Momentan bleibt uns nichts anderes übrig, als den Buchungsprozess selbst abzuwickeln, aber wir würden uns freuen, wenn wir das auslagern könnten.
Mit welchen Reiseveranstaltern im DACH-Raum arbeiten Sie zusammen? Die größten Anbieter die man kennt, sind sicherlich Journaway, Hofer, Aldi Reisen und Eurotours.
„Wenn du dich bei Wependio registrierst, kennen wir bereits deine Interessen, und vielleicht gibst du ja auch an, wo du schon überall hingereist bist und welche Orte dir gefallen.“
Wie setzt sich Ihre Zielgruppe zusammen? Das sind Individualreisende, vorwiegend aus der Generation Y und Z. Sie buchen tendenziell eher online, aber eben nicht den klassischen All-inclusive-Urlaub in Ägypten.
Wie viele User haben Sie? Vor einigen Wochen haben wir unsere App gerelauncht und seitdem organisch, ohne Marketing, 6.500 Nutzer auf der Plattform bzw. in den Apps. Hinzu kommen Mailinglisten mit 75.000 Anmeldungen, die wir noch gar nicht aktiv bespielt haben. Wir wollen erst noch die ein oder andere Funktion einbauen.
Wo kommen die Nutzer her? Sie sind aus dem DACH-Raum, das heißt aber nicht, dass wir nicht international verfügbare Angebote haben.
Welche Länder sind momentan im Portfolio? Die Angebote sind flächendeckend verfügbar. Wir arbeiten auch mit einigen API-Schnittstellen, um sicherzustellen, dass wir überall auf der Welt Angebote zur Verfügung stellen können. Wir haben derzeit über zwei Millionen buchbare Unterkünfte und Aktivitäten auf der Plattform, und laufend kommen weitere Betriebe dazu. Künftig würden wir gern auf die API-Schnittstellen verzichten, um diese Unterkünfte direkt in der App auflisten zu können. Das dauert aber noch ein bisschen.
Und die Finanzierung? Wir haben zum einen die Reisepakete, die wir als Vermittler buchbar machen. Und dann noch im Bereich B2B: Hotels etwa können ein kostenloses Profil erstellen. Die erweiterte Premium-Version ist dann kostenpflichtig. Wenn ein User den KI-Reiseplaner bedient und die Unterkunft zu den Interessen passt, wird diese vorrangig ausgespielt. Außerdem erwähnen wir sie auch in Newsletter-Mailings. Zusätzlich hat das Hotel eine eignen Landing-Page, auf der die User noch mehr Informationen einsehen können, ähnlich wie es bei Airbnb der Fall ist.
Für die Nutzer ist die App kostenlos? Ja, wobei wir in Zukunft eine Bezahlform für bestimmte Bereiche nicht ausschließen.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Natürlich wollen wir, dass jeder, der von Reisen spricht, Wependio im Kopf hat. Beim Thema KI sehen wir uns als Vorreiter, weil wir versuchen, mit KI Social-Media-Profile zu kombinieren. Wir glauben aber auch, dass KI nur eine Zwischenstufe ist. Es ist anzunehmen, dass in einigen Jahren schon viele Leute mit einer VR-Brille herumlaufen. Aber auch dafür braucht man ja künstliche Intelligenz.
Wie groß ist Ihr Team? Wir sind drei Co-Founder, ich, Daniel und seit Kurzem unser CTO Patrick Sträter. Ansonsten haben wir knapp 60 Freelancer, die überall auf der Welt für uns unterwegs sind. Die meisten reisen herum, zeigen die App den Leuten und den Unterkünften und helfen Letzteren, ein Profil einzurichten. Nebenbei sammeln sie Tipps, die wir dann wieder weitergeben können.
Worauf dürfen sich die User freuen? Wir arbeiten momentan an einer Web-Version, die uns aus SEO-technischen Gründen sehr viel weiterhelfen würde und für die Nutzer natürlich auch angenehm ist. Sie können dann ohne Registrierung ein wenig herumprobieren.
Nutzen Tourismusverbände und -organisationen die App ebenfalls? Im Gespräch mit Tourismusverbänden sind wir immer wieder auf eine Hürde gestoßen, und es war für uns unglaublich schwierig, über die einzelnen Verbände den Kontakt zu den Unterkünften zu bekommen. Sie waren aber alle begeistert von dem KI-Reiseplaner und hätten ihn am liebsten für sich selbst gehabt. Wir haben daraufhin einen Reiseplaner entwickelt, den sie einfach mit einem Code auf ihrer Webseite einfügen können.
