GOOD TO GO: Formentera
Hippie-Stil & High-Class
Türkisfarbenes Wasser und feinsandige Strände – dafür ist Formentera berühmt. Reisende finden hier eine an vielen Stellen ursprüngliche Insel, die sich bemüht, ihre Beschaulichkeit zu erhalten. CC-VIP-Autorin Susanne Freitag hat sich selbst ein Bild gemacht.
Furcht vor der Ampel?
Zuletzt sorgte die kleinste der Baleareninseln nicht wegen ihrer Naturschönheiten für Schlagzeilen, sondern aufgrund der „Chiringuito-Affäre“. Die acht Strandbuden der Insel (Chiringuitos) mussten abgebaut werden, und die Konzessionen wurden neu vergeben. Anstelle der alteingesessenen Familien, die die traditionellen Buden seit Jahrzehnten betreiben, erhielten – mit einer Ausnahme – sieben neue Betreiber den Zuschlag. Diese nicht auf der Insel ansässigen Unternehmen würden die kleinen Strandlokale mittelfristig in schicke Beach Bars verwandeln, fürchten viele Einwohner. „Keiner will sie, auch die Touristen nicht“, erklärt Ekki Hoffmann, der seit 1991 als Gitarrenbauer auf der Insel lebt. „Der alte Charme ist weg, und die Preise auf der Insel sind sowieso unglaublich gestiegen.“ Formentera habe in vielen kleinen Schritten eine heftige Veränderung durchlebt, so Hoffmann weiter. „Immerhin haben wir noch keine Ampel auf der Insel. Wenn die erste aufgestellt wird, geht es wirklich bergab“, befürchtet er.
Formenteras schönste Saiten
In Hoffmanns kleinem Gitarrenbauatelier im malerischen Örtchen San Ferran de ses Roques, östlich der Inselhauptstadt Sant Francesc, scheint die Zeit dagegen stillzustehen. Die Wände zieren Gitarren, die in den vergangenen knapp 40 Jahren gebaut wurden, und zwischen Werkbänken, Sägen, Fräsen, Schleif- und Bohrmaschinen herrscht ein charmantes Chaos. Der gebürtige Bielefelder besuchte Ende der 1980er-Jahre zwei Baukurse bei den Gründern von Formentera Guitars und blieb dort, um selbst Kurse zu geben. „Das Interesse, selbst eine Gitarre oder einen Bass zu bauen, war damals groß“, erinnert er sich. Heute meldeten sich vor allem in die Jahre gekommene Hobbymusiker aus Deutschland und der Schweiz an. In dreiwöchigen Kursen für 3.100 Euro erhalten sie eine fachkundige Anleitung beim Bau ihres eigenen Formentera-Modells San Fernando, San Francisco oder Toro, aber auch von Klassikern wie Stratocaster und Les Paul. Verwendet wird vor allem Mahagoni, Gebirgsahorn, amerikanische Erle und Sumpfesche, und am Ende dürfen die stolzen Gitarrenbauer ihr Instrument mit nach Hause nehmen.
Alter Charme
Von Formentera Guitars ist es nur ein Katzensprung bis zu zwei weiteren kultigen Einrichtungen für Nostalgiker: Das Restaurant Fonda Pepe und das gegenüberliegende Hostal Pepe. Während sich die einst günstigste Unterkunft der Insel preislich an die 2000er-Jahre angepasst hat, weht im Restaurant noch das Flair der 1960er-Jahre. „Fonda Pepe war die erste Kneipe, die öffnete, und die letzte, die schloss“, erinnert sich Hoffmann. Das ist heute zwar nicht mehr so, aber dennoch treffen sich Einheimische und Gäste immer noch dort. Die Einrichtung ist spartanisch wie eh und je, und wer nur etwas trinken will, kann es sich auf der Mauer vor dem Restaurant mit einem Hierbas (Kräuterlikor) gemütlich machen. Ein paar Meter oberhalb der Fonda Pepe findet in den Sommermonaten fast jeden Abend ein Kunsthandwerkermarkt statt. Bis zur Inselhauptstadt Sant Francesc sind es nur rund zehn Minuten Fahrt mit dem Fahrrad, einem der beliebtesten Fortbewegungsmittel auf der Insel. Im größten Ort Formenteras befindet sich der Sitz der Inselregierung. Vom Hippie-Spirit ist jedoch wenig zu spüren. Mit der schicken Einkaufsstraße Carrer de Ramon Llull hat sich Sant Francesc für ein Publikum mit anspruchsvollen Shoppingwünschen feingemacht. Lediglich in den Seitengassen findet man noch kleine Boutiquen, und auf dem Platz zwischen Rathaus und der Kirche Eglesia de San Francesco findet jeden Vormittag ein Hippiemarkt statt. Selbstversorger zieht es auf den Bauernmarkt im Centro Gabrielet, in dem saisonales Obst und Gemüse von der Insel verkauft werden. Direkt gegenüber lockt eine kleine Galerie mit wechselnden Ausstellungen lokaler Künstler, wie Brebarcelona mit seinen fluoreszierenden Bildvariationen von Formentera.
Traum in Weiß
Die Urlauber kommen aber in erster Linie wegen der weißen Sandstrände und des kristallklaren, türkisfarbenen Wassers. Diese sind vor allem im Norden der Insel zu finden, von Dünen umgeben und nur über schmale Holzstege erreichbar. Die schönsten und beliebtesten Strände sind Plaja Illetes – auf der Westseite der schmalen Landzunge – und Levante – an der gegenüberliegenden Seite. Von beiden Stränden kann man bis zum Ende von Formentera spazieren und einen Blick auf Ibiza in der Ferne und auf die kleine, vorgelagerte Privatinsel Espalmador werfen. Wer wirkliches Robinson-Feeling genießen möchte, fährt mit einer der kleinen Fähren vom Hafen in La Sabina hinüber zum öffentlichen Strand. Einen guten Panoramablick über die Strände bietet die Terrasse des Restaurants Es Mirador an der Straße von Es Caló nach El Pilar de la Mola. Ein paar Kilometer davor, bei Can Mestre, steht übrigens eine kleine Besonderheit der Insel: der größte Feigenbaum der Insel, „Blanca d’en Mestre“, dessen Krone einen Durchmesser von 20 Metern hat und auf ein spiralförmiges System aus Hölzern und Eisen gestützt ist. El Pilar de la Mola im Osten der Insel ist geografisch und gefühlt am weitesten vom Touristenzentrum Es Pujols im Norden entfernt. Der Hippiemarkt, der jeden Mittwoch- und Sonntagnachmittag in dem kleinen Ort auf dem Hochplateau stattfindet, bietet eine Zeitreise in die 1960er- und 70er-Jahre, mit bunten Ständen, an denen Kunsthandwerk, wallende Kleider und Silberschmuck verkauft wird sowie dem ganzen Drumherum mit Malern, Musikern und Jongleuren. Darüber hinaus ist es recht ruhig in dem 50-Häuser-Dorf – mit Ausnahme des Durchgangsverkehrs auf der Hauptstraße zum rund zweieinhalb Kilometer entfernten Leuchtturm Far de la Mola.
Reise durch die Sonnenwelt
Der älteste von insgesamt vier Leuchttürmen Formenteras thront seit 1861 am östlichen Ende der Insel auf einer mehr als 120 Meter hohen Steilküste und ist einer der Touristenmagneten. Von der Besucherterrasse hat man einen tollen Blick aufs Meer, und im Inneren des Turms ist ein kleines Museum zu seiner Geschichte untergebracht. Eine der Informationstafeln sowie ein Gedenkstein auf dem Gelände ist dem Schriftsteller Jules Verne gewidmet, in dessen Roman „Hektor Servadacs Reise durch die Sonnenwelt“ der Leuchtturm eine Rolle spielt. Die beste Tageszeit für einen Besuch des Leuchtturms ist ganz früh am Morgen. Da ist das Museum zwar noch geschlossen, aber von der Hochebene aus bietet sich ein traumhafter Blick auf den Sonnenaufgang.
Den Sonnenuntergang mit Blick auf die magische Insel Es Vedra vor Ibiza genießen die Gäste des Five Flowers Hotel & Spa Formentera in Es Pujols bequem vom Zimmer oder exklusiv von der Sky-Cocktailbar auf dem Dach aus. Das erste Fünf-Sterne Hotel der Insel gehört zur Paya-Hotelgruppe, die außerdem mit vier Apartmentanlagen und dem Blanco Hotel Formentera vertreten ist.