GOOD TO KNOW: Karibik-Trends

„Anspruchsvolle Reisende im Fokus“

Trends, Tendenzen, Strategien: Ein Rückblick auf die 42. Caribbean-Marketplace-Messe.

Von links nach rechts: Adam Stewart, Executive Chairman, Sandals Resorts International, Edmund Bartlett, Tourismusminister von Jamaica, Nicola Madden-Greig, President, Caribbean Hospitality & Tourism Association, Kenneth Bryan, Tourismusminister, Cayman Islands, John Bryant Collier, Programm-Manager, Nachhaltige Entwicklung in der Karibik, World Bank

Vom 20. bis 23. Mai dieses Jahres fanden die 42. Caribbean-Marketplace-Messe sowie das Caribbean Travel Forum (CTO) in Montego Bay, Jamaika, statt. Letzteres wird von der Caribbean Hotel & Tourism Association (CHTA) veranstaltet. CHTA-Präsidentin Nicola Madden-Greig merkte in ihrer Keynote-Rede an, dass der Fremdenverkehr in der Karibik Prognosen Lügen strafte, dass er sich erst 2026 komplett erholen würde. Tatsächlich stieg die Anzahl der Gäste um 0,8 Prozent, verglichen mit 2019, dem Jahr vor Anbruch der Pandemie. Im letzten Jahr fuhren die Luxusdestinationen Turks & Caicos, Cayman Islands und US Virgin Islands sogar ein zweistelliges Wachstum ein. Bis 2032 könnte sich die Gästeanzahl verdoppeln. Das All-inclusive-Premium- und Luxussegment treibt diese Entwicklung besonders voran. Nicola Madden-Greig betonte jedoch, dass Länder und Unternehmen besonders auf Nachhaltigkeit achten müssten.

Die karibischen Länder sollten versuchen, neue Märkte wie den arabischen Raum und Osteuropa zu erobern, wobei sich der Flugtransport aus der letztgenannten Region für Besucher aus dem DACH-Raum ebenfalls interessant erweisen könne. Ein Direktflug aus Frankfurt in die Dominikanische Republik sei erfreulich, doch müsse an weiteren Verbindungen aus dem deutschsprachigen Raum gearbeitet werden. Im ersten Quartal des Jahres 2024 reisten jedoch acht Prozent weniger Urlauber aus Deutschland in die Karibik. Der österreichische Markt habe sich im Vergleich um fünf Prozent gesteigert.

Der CHTA sei laut Madden-Greig auch besonders daran gelegen, das Angebot an Multi-Destinationsreisen auszubauen. Besucher seien daran interessiert, auf einer Reise mehrere Inseln zu besuchen. Die Fluglinie InterCaribbean habe sich mit 25 Destinationen ein 3.000 Kilometer langes Streckennetz von Nassau, Bahamas, bis Georgetown, Guyana, erarbeitet, das jedoch weiter ausbaufähig sei. Als Herausforderung werden zu hohe Flugtaxen angeführt, die von den einzelnen Ländern eingehoben werden.

„Das All-inclusive-Premium- und Luxussegment treibt ein zweistelliges Wachstum voran.“

Gastgeber für das Caribbean Travel Forum und Caribbean Marketplace war der jamaikanische Tourismusminister Edmund Bartlett. Beim Caribbean Travel Forum wies er auf Klein- und Mittelbetriebe als Säulen des Fremdenverkehrs hin. „Pots and pans and cans and kettles,“ seien die Grundlage, ohne die der Tourismus nicht funktionieren kann. „Und außerdem: Ein exzellenter Service mache 60 Prozent eines guten Reiseeindrucks aus.“ Im Gespräch mit Connoisseur Circle erklärte er, dass sein Land ein besonderes Augenmerk auf Luxusreisende aus dem DACH-Raum gerichtet habe. „Wir konzentrieren uns in unseren Bemühungen darauf, Menschen mit anspruchsvollem Geschmack Villas und Chalets zugänglich zu machen“, meint der Minister. „Deutschsprachige Reisende sollen auf unserer Insel einen sicheren und sorgenfreien Urlaub verbringen können.“ An einem Ausbau der Flugverbindungen arbeitet die jamaikanische Vertretung in Berlin.

Auch in Sachen Umweltschutz konnte Jamaika einige Erfolge verbuchen: Umweltminister Matthew Samuda gab bekannt, dass das Land in den letzten zehn Jahren seinen Waldbestand beträchtlich aufgeforstet habe und jetzt auf das größte Naturreservat in der englischsprachigen Karibik verweisen könne. Die Portland Bight Protected Area umfasst 1.876 m2 und erstreckt sich über weite Mangrovenwälder. Seit Juni 2024 ist der Einsatz von Lunchboxes aus Plastik und Körperpflegeprodukten, die Mikroplastik enthalten, untersagt. „Der Klimawandel ist eine Realität“, meinte der Minister, „und wir in Jamaika kämpfen tatkräftig gegen ihn an.“ Auch andere Fremdenverkehrsminister stellten sich der Presse. Charles „Max“ Fernandez, Tourismusminister von Antigua & Barbuda, erklärte, dass sein Land sich besonders zum Luxustourismus hinwende und ab 5. November einen Condor-Direktflug von Frankfurt begrüße. Außerdem werden im Laufe dieses Jahres beziehungsweise in naher Zukunft mehrere gehobene Resorts eröffnen oder renoviert werden: Royalton Chic, Tamarind Hills, Hermitage Beach, Moon Gate, Barbuda Ocean Club und Nobu Barbuda.

„Immer mehr Menschen streben auf Reisen ein First-Class-Experience an.“

Eine Condor-Anbindung über Antigua ergibt sich auch für St. Kitts. Ellison Thompson, CEO der Fremdenverkehrsbehörde, hofft, dass deutsche Gäste dadurch vermehrt seine Insel besuchen werden. Für anspruchsvolle Reisende stehen das Belle Mont Sanctuary Resort sowie das Hotel Indigo Frigate Bay zur Verfügung. Condor bietet ab November ebenfalls wieder Direktflüge aus Frankfurt nach Bridgetown, Barbados an — und das zweimal die Woche. Andrea Franklin, die neue Geschäftsführerin von Barbados Tourism Marketing, hob in ihren Bemerkungen hervor, dass immer mehr Menschen einem First-Class-Experience zugeneigt sind. Die Saison beginnt mit Neueröffnungen wie Apes Hill Villas and Golf Resort, Blue Monkey Boutique Hotel und Hotel Indigo (von IHG).

Ähnlich wie Antigua und Barbuda konzentrieren sich die Turks & Caicos auf das gehobene Reisesegment. Tourismusministerin Josephine Connolly verkündete, dass das Inselarchipel einen 55-prozentigen Anstieg unter Reisenden aus dem DACH-Raum verzeichnete und ebenfalls Luxusreisenden ein „home away from home“ bieten wolle. Zu seinen neuesten Resorts zählen The Strand, South Bank sowie Ritz Carlton. Kurzum: „Puttin‘ on the Ritz“ auf Grace Bay Beach, dem Strand, der von TripAdvisor im Jahr 2022 zum weltbesten gekürt wurde.

Text: Karin Hanta