GOOD TO GO: Paris per Bike

Rad rein, SUV raus!

„Paris à Vélo“ entwickelt sich immer mehr zum Hype. In den letzten Jahren wurden fast 1.000 Kilometer Radwege erschaffen und auf den Boulevards eigene Bikelanes eingerichtet. Paris-Fans schwingen sich inzwischen gern auf den Sattel. Weil man auf diese Weise dem unvergleichlichen Zauber der Metropole besonders nahekommt. CC-VIP-Autorin Kiki Baron hat die abwechslungsreichen Viertel links und rechts der Seine mit dem E-Bike entdeckt.

Mit dem Rad durch Paris?

… Meist bilden sich skeptische Falten auf der Stirn, wenn ich von meinen Entdeckungsfahrten in der City of Lights berichte. Sowohl bei Kollegen als auch bei Freunden. Wer die Metropole und ihren chaotischen Verkehr von früher kennt, kann sich Sightseeing vom Sattel aus kaum vorstellen. Wobei, geführte Radtouren gibt es schon lange. Inzwischen treten viele Gäste aber auch ohne Guide in die Pedale. Die Stadt Paris hat den Dienst „Vélib' Métropole“ eingerichtet. Er stellt Fahrräder zur Selbstbedienung zu Verfügung. Für die Benutzung benötigt man ein Ticket oder einen 24-Stunden-Pass. Ich hingegen habe ein Rental-Pedelec bei „One Bike“ gebucht.

Vom Balkon meiner Suite in „Hotel du Louvre“ genieße ich vollen Blick auf die Rue de Rivoli. Und staune nicht schlecht: Über die ikonische Straße zwischen Hôtel de Ville und Place de la Concorde, legendär für abgasschwangere Staus, rollen nur Fahrräder. Einzige Ausnahmen auf schmaler Seitenspur sind Taxis, öffentliche Busse und Lieferservice. Zu verdanken ist die Transformation Bürgermeisterin Anne Hidalgo. Sie hatte während des Lockdowns sogenannte „Coronapisten“ für Radler angelegt, insgesamt 50 Kilometer. Die Pisten blieben, das Bikelane-Netz wurde auf 1.000 Kilometer erweitert. Abgesehen von den Boulevards gibt es aber auch in vielen schmalen Straßen eigene Radspuren. Sie sind mit Piktogrammen gekennzeichnet. Auf ihnen darf man sogar entgegen dem Einbahnverkehr strampeln. Hintergrund der Maßnahmen ist Madame Hidalgos Fahrrad-Kampagne „Paris atmet“. Nicht unbedingt zur Freude der autoverliebten Locals, doch mit Erfolg.

Le Marais: Die schmalen Gassen im einstigen jüdischen Viertel der Stadt eignen sich perfekt für romantische Radtouren.

Pigale: Das In-Viertel lässt sich sowohl mit der Metro als auch per Bike perfekt erkunden.

Im 1. und 4. Arrondissement …

… wo Louvre, Palais Royal, Rathaus, Marais und Saint-Paul liegen, hat sich der Autoverkehr aufgrund eines verquickten Einbahnstraßen-Labyrinths deutlich verringert und die Luft erfreulich verbessert. In Sachen CO₂-Reduktion geht Frau Bürgermeisterin noch weiter: Unlängst waren nämlich die Pariser aufgefordert, an die Wahlurnen zu gehen. Sollen SUVs aus der Stadt verbannt werden oder nicht, war die Frage. Eine knappe Mehrheit stimmte dafür. Allerdings, ganz tabu sind die schweren Geschoße im Herzen der Stadt nicht. Doch Besucher mit SUVs werden ordentlich zur Kasse gebeten. Werden die Pläne umgesetzt, zahlen die klobigen Geländewägen dann stolze Euro 18 pro Stunde.

L'Oiseau Blanc: Sternerestaurant im Dachgeschoss vom Peninsula

Für mich heißt …

… „Paris à Vélo“ pures Vergnügen. Einerseits überbrücke ich zügig längere Strecken und gewinne so Zeit für Besichtigungen und Chillen. Andererseits öffnen sich Viertel mit typischem Pariser Savoir-vivre, die mir bis dahin verborgen geblieben sind. Pigalle beispielsweise, wo sich in den Gassen angesagte Lokale und reizvolle Boutiquen aneinanderreihen. Oder das noble Quartier des Épinettes mit der Cité des Fleurs, Geburtsort von Catherine Deneuve. Die Blumensiedlung ist eine friedliche Privatstraße mit baumbestandenen Gärten. Mein liebstes Quartier ist aber das hügelige Belleville. Das multikulturelle Viertel liegt östlich vom hippen Canal Saint-Martin. Abseits der großen Straßen entdecke ich urbane Idyllen wie die Villa de l’Ermitage und die Cité Leroy. In üppig begrünten Freiluftpassagen befinden sich die Galerien und Ateliers von Künstlern. Wenn Markttag ist, wabert exotisches Flair durchs Quartier. Der Boulevard de Belleville wird dann zum Bazar. Ein Hingucker sind die afrikanischen Frauen. Stolz tragen sie ihre bunt bedruckten Gewänder zum Einkaufen. Vom Parc de Belleville hat man außerdem eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt. Hier lassen sich gern Liebespaare zum Picknick im Gras nieder und süffeln mitgebrachten Wein – Paris, die City of Love, wie sie leibt und lebt …

Belleville: Der Markt auf dem gleichnamigen Boulevard ist ein Geheimtipp für Foodies.

Prince de Galles: Die Macassar-Suite gehört zu den schönsten Refugien des Hauses.

Eine gewisse Challenge …

… ist beim Radeln freilich dabei. Speziell im Sommerhalbjahr. Auf manchen Boulevards kommt man sich vor wie in Amsterdam oder Kopenhagen. Das heißt, Pulks auf den Bikelanes und Staus vor den Ampeln. Auf dem Boulevard de Sébastopol zwischen Forum des Halles und Centre Pompidou wurden letzten September 124.000 Radler gezählt. In einer Woche. Kritisch kann es an megabreiten Verkehrskreuzungen mit unübersichtlicher Ampelschaltung werden. Da weiß man als Tourist nicht, wer wann wie abbiegt und wo es auf der gegenüberliegenden Seite weitergeht. Auch die Champs Élysées haben ihr Fett abbekommen. Das kann man durchaus wörtlich nehmen, denn die einstigen zwölf Fahrspuren wurden auf sechs eingeschmolzen, der Radweg durch Bäume von Straße und Bürgersteig getrennt. Eine Wonne, dem Triumphbogen schnurstracks entgegenzustrampeln. Linker Hand taucht Paris neuestes Selfie-Motiv auf – ein silbern schimmernder Monsterkubus mit Nieten und Verschlüssen. Anhalten und Handy raus. Der Kasten entpuppt sich als Louis-Vuitton-Truhe im Riesenformat. Sie dient als spektakulärer Sichtschutz vor Bauarbeiten. Dahinter entsteht das erste Louis-Vuitton-Hotel der Welt. 2026 soll es eröffnen. Die Bikelane ist jedenfalls schon mal da. Bei den Olympischen Spielen in diesem Sommer soll sie die Wettkampfstätten verbinden.

Farbenfroh und edel: 25hours Terminus Nord

ANREISE Air France verbindet Großflughäfen der DACH-Region nonstop mit Paris. Eine Alternative sind schnelle Bahnverbindungen mit TGV inOui oder Eurostar, die direkt in die Stadt führen. www.airfrance.com www.sncf-connect.com WOHNEN ■ Hôtel du Louvre Dank optimaler Lage des historischen 5-Sterne-Hauses zwischen Louvre, Palais Royal und Comédie-Française sind es nur kurze Fußwege zu den einschlägigen Nobelboutiquen und schicken Shopping-Passagen. Geräumige und lichtdurchflutete Suiten bilden wunderbare Rückzugsorte, und von den Balkons hat man einen großartigen Blick auf die historischen Gemäuer – von der Pizzaro Suite mit 64m2 sogar bis zur Opéra Garnier. Der Hit ist zudem die Brasserie du Louvre, in der nach Rezepten von Paul Bocuse gekocht wird. www.hyatt.com

■ Prince de Galles Auf der berühmten Avenue Georg V. gelegen, präsentiert sich das Luxushotel im glamourösen Art-Déco-Stil. Wertvolle Materialien wie schwarzer Marmor und Marcassa-Ebenholz sind Reminiszenzen an die glorreichen 20er- und 30er-Jahre. Ein Traum ist die 160 m2 große Lalique Suite by Patrick Hellmann, 2019 zum 90-jährigen Jubiläum des Hauses eingerichtet. Kulinarisches Highlight ist das japanisch-koreanische Restaurant Akira Back unter der Leitung des gleichnamigen Sternechefs. www.marriott.com ■ The Peninsula Paris Unweit des L‘Arc de Triomphe prunkt das prachtvolle Beaux-Arts-Bauwerk mit stuckverzierter Eleganz und handverlesener Modern Art. Einige Suiten verfügen über Terrassen. Mit tollem Blick über die Dächer von Paris locken die Rooftop-Bar und das Zwei-Sterne-Restaurant „L’Oiseau Blanc“ mit französischer Küche. Der Clou: Das Luxushotel besitzt eigene E-Bikes! Die Benutzung ist im Zimmerpreis inkludiert. www.peninsula.com

NEUE BOUTIQUE-HOTELS

■ 1 Place Vendome Prestigebeladen der Standort, weltberühmt die Uhrenmarke – Chopard. Die Schweizer Inhaber haben das entzückende Hoteljuwel in den Geschoßen über der Luxusboutique eingerichtet. www.1-placevendome.com ■ Villa-des-Près Interior Designer Bruno Borrione hat dem pompösen Bau in Saint-Germain-des-Prés mit maßangefertigtem Mobiliar und viel Kunst einen Retro-Akzent der 70er verpasst. www.villadespres.com

■ J.K. Place Paris So luxuriös wie wohnlich bezaubert das LHW mit ausgefeiltem Design von Michel Bonan. Im Untergeschoß verstecken sich Spa und Pool. www.jkplace.paris

■ 25hours Terminus Nord Im farbenfrohen Multikulti-Mix der Ausstattung entdeckt man in jeder Ecke Accessoires, die Geschichten erzählen. Das Hotel verleiht Markenräder und macht Tourenvorschläge. www.25hours-hotels.com

INFO ■ Offizielle Website www.parisjetaime.com ■ Stadtrad: www.velib-metropole.fr