GOOD TO HEAR: Charles Henry Fernandez
Umweltfreundlich und luxuriös!
Im Mai 2025 fand der Caribbean Travel Marketplace in St. John’s, Antigua statt. Connoisseur Circle Karibik-Korrespondentin Karin Hanta traf Charles Henry Fernandez zum Gespräch. Er dient seit 2023 als Minister für Fremdenverkehr, Investitionen und wirtschaftliche Entwicklung von Antigua und Barbuda.

Herr Minister Fernandez, Condor fliegt seit November 2024 nach Antigua. Wie ist es seitdem gelaufen? Es ist sehr gut gelaufen. Die Anzahl der Flüge wird dieses Jahr von ein- auf zweimal pro Woche erhöht. Im Mai habe ich im Parlament ein Luftverkehrsabkommen durchgesetzt, das es Condor ermöglicht, von Frankfurt nach Antigua und zu einer weiteren Destination zu fliegen. Diese „fünfte Freiheit“ erlaubt es Fluggesellschaften, zwei Länder anzufliegen, die nicht ihre Heimatbasis sind. Hätten wir diese Möglichkeit nicht, müsste Condor nach Antigua und sofort wieder nach Frankfurt zurückfliegen. Dadurch werden neue Möglichkeiten eröffnet, denn zwei Rotationen sind leichter zu bewältigen. Zurzeit fliegt Condor Antigua und die Dominikanische Republik an. Das Luftverkehrsabkommen öffnet die Routen nach Antigua und auf eine weitere Insel, zusätzlich zur Dominikanischen Republik.
Welche andere Insel käme infrage? Es könnte jede Insel in der Karibik sein. Trinidad zum Beispiel. Guyana öffnet sich dem Tourismus gerade in großem Stil. Wir müssen neue Möglichkeiten eröffnen, damit Menschen verschiedene Orte in der Karibik mit dem Flugzeug erreichen können.
Wie wichtig ist der deutsche Markt für Sie insgesamt? Alle Märkte sind wichtig. Aber in Anbetracht der unsicheren Wirtschaftslage weiten wir unser Marketing auf andere Ziele aus. Hinzu kommt, dass Besucher aus dem DACH-Raum länger Urlaub haben und tendenziell mehr Zeit in den verschiedenen Destinationen verbringen als US-amerikanische Reisende. Deshalb ist es für uns umso wichtiger, herauszufinden, wie wir diesen Markt erobern können.
Was ist Ihr Unique Selling Point für Deutschland? Unser USP war schon immer unsere große Auswahl von Stränden. Wir arbeiten jedoch daran, unser Angebot zu erweitern, um Erlebnisse wie den Gourmet-Monat Mai hervorzuheben, in dem unsere einheimische Küche durch Initiativen wie die „Restaurant Week“ gefeiert wird. Außerdem veranstalten wir eine Reihe von Festivals, darunter unseren Sommerkarneval. Im Winter findet die farbenfrohe „Antigua and Barbuda Art Week“ statt, und wir heißen Besucher zur „Antigua Charter Yacht Show“ und zu mehreren großen Veranstaltungen rund ums Segeln willkommen. Unser Ziel ist es, ein ganzjähriges Veranstaltungsprogramm zu bieten, damit Reisende einen Besuch zu jeder Jahreszeit ins Auge fassen können.
Condor-Flüge finden von November bis Mai statt. Können Sie sich einen ganzjährigen Flugbetrieb vorstellen? Ja, auf jeden Fall. Aufgrund des vorher beschriebenen „Fifth Freedom“ könnte ein ganzjähriger Flugverkehr stattfinden.
Wirken sich die Flughafengebühren in der Karibik auf Condor nicht so stark aus wie auf kleine, regionale Fluggesellschaften? Das glaube ich nicht. Den regionalen Fluggesellschaften geht es jetzt sehr gut. Tatsächlich besuchen uns zurzeit mehr Reisende aus der karibischen Region als aus Kanada, was zeigt, dass die Karibik ein wichtiger Markt für uns ist.
Was tun Sie, um Luxusstandards aufrechtzuerhalten? Antigua und Barbuda bieten ein hochwertiges Produkt. Wir haben auch eine Marketingstrategie, die auf das Luxussegment abzielt, und wir arbeiten sehr eng mit unseren Tourismuspartnern zusammen, von unseren Transportbetrieben und Tourenveranstaltern bis hin zu unseren Restaurants.
Wollen Sie Barbuda auch zu einem Luxusreiseziel machen? Wir machen Barbuda zu einem umweltfreundlichen Reiseziel, das bis 2030 die Ziele für nachhaltige Entwicklung erreichen wird. Das gehört alles zur Vermarktung eines hochwertigen Produkts. Unsere Gäste sind viel umweltbewusster geworden.
Glauben Sie, dass Nachhaltigkeit für Luxusreisende ein wirkliches Anliegen ist? Ich glaube, dass der Faktor Nachhaltigkeit bereits bei der Wahl des Luxusreiseziels eine große Rolle spielt. Gäste fühlen sich wohler, wenn sie wissen, dass sie am Urlaubsort keinen negativen Einfluss auf die Umwelt ausüben. Antigua und Barbuda schenken dem nachhaltigen Tourismus seit geraumer Zeit große Aufmerksamkeit. Wir sind stolz auf unsere Errungenschaften und promoten sie auch.
Seitens der alteingesessenen Community auf Barbuda gab es einige Ressentiments wegen der Entwicklungen des Luxustourismus auf der Insel. Wie ist es Ihnen gelungen, diese zu überwinden? Ich kann einen Teil des Unmuts verstehen. Die Community wollte vor Gericht gehen. Der Punkt dabei ist: Im Land der Blinden ist der Einäugige König. Ich kann verstehen, dass die Opposition sagt: „Ihr werdet alle eure Rechte verlieren, ihr werdet alles verlieren.“ Und auf der anderen Seite steht die Regierung und sagt: „Seht her – diese Entwicklungen werden der Insel nicht schaden.“ Wir werden alles tun, um sicherzustellen, dass sie geschützt wird. Und darüber hinaus werdet ihr hochwertige Arbeitsplätze bekommen.“ Zum ersten Mal ziehen auch Leute von Antigua zum Arbeiten nach Barbuda – ob als Taxiunternehmer, Tourenveranstalter oder Vermieter von Ferienwohnungen. Da dies mehr und mehr geschieht, kommt es zu keinen großen Protesten. Ein Nobu-Restaurant hat letztes Jahr aufgesperrt. Es gibt auf der Insel keine Kriminalität. Eine kleine Clique ist zwar besorgt – und das zu Recht –, denn wir wollen unsere Identität nicht verlieren. Wir arbeiten sehr gut mit dem Barbuda Council zusammen, um die touristischen Entwicklungen zu kontrollieren.
Sie haben auch einen deutschen Sonderbotschafter, Bert Kirchner, der das Filmgeschäft auf der Insel ankurbelt. Ja, und er betreibt auch ein preisgekröntes Restaurant, Papa Zouk. Sein Sohn, Shabier Kirchner, ist ein wichtiger Filmemacher.
Was ist Ihre Vision für Antigua und Barbuda als Filmdestination? Das hängt davon ab, wonach man sucht. Wir versuchen, Filmteams die Arbeit so leicht wie möglich zu machen, denn auch das ist ein wichtiger Aspekt unseres Marketings.