GOOD TO HEAR: Craig Erasmus, CEO Mantis Collection
Nachhaltigkeit trifft Unternehmergeist
Seit 25 Jahren verfolgt die Mantis Collection einen außergewöhnlichen Weg in der internationalen Luxushotellerie – mit Fokus auf Naturschutz, Community-Engagement und individuelle Gästeerlebnisse. Beim Interview mit CC spricht Mantis-CEO Craig Erasmus über die strategische Ausrichtung der Marke, Chancen in neuen Märkten und warum Luxus in Zukunft mehr mit Sinn als mit Status zu tun hat.

Herr Erasmus, Mantis feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Was waren die entscheidenden Meilensteine auf diesem Weg? Die Mantis-Geschichte beginnt mit Adrian Gardiners Vision: Ein ehemaliges Farmland in der Eastern Cape Provinz Südafrikas zu renaturieren – daraus entstand das heute international bekannte Shamwari Game Reserve. Obwohl Shamwari später verkauft wurde, blieb ein Teil in Adrians Besitz. Daraus entwickelte sich die Founders Lodge by Mantis. Im Jahr 2000 gründeten wir die Mantis Collection. Seither ist eine globale Marke mit einem Portfolio aus Eco-Lodges, Boutique-Resorts und Flusskreuzfahrten entstanden – immer im Spannungsfeld zwischen Naturerlebnis, Luxus und nachhaltiger Entwicklung.
Wodurch unterscheidet sich Mantis von anderen Luxusmarken im Hospitality-Segment – über das Thema Nachhaltigkeit hinaus? Nachhaltigkeit ist für uns nicht Marketing, sondern Bestandteil der Markenidentität. Unser USP liegt aber in der konsequenten Individualisierung jedes Hauses. Keine Lodge und kein Resort gleicht dem anderen – sie spiegeln jeweils die lokale Kultur, das natürliche Umfeld und die Geschichte des Standorts wider. Unsere Gäste schätzen genau diese Authentizität.
Bis 2023 war Mantis mit dem Draycott Hotel in London präsent. Gibt es Pläne für ein Comeback in Europa? Ja, Europa bleibt für uns ein strategisch wichtiger Markt. Nach unserem Eintritt in die Accor-Gruppe 2018 können wir uns gezielter auf unsere Kernkompetenzen fokussieren. Für urbane Standorte bietet Accor passende Markenlösungen. Mantis hingegen wird sich in Europa künftig eher in besonderen Natur- oder Kulturdestinationen etablieren – nicht in klassischen Metropolen.

Sie expandieren derzeit stark in der Golfregion. Was macht Märkte wie Bahrain, Saudi-Arabien oder die VAE für Mantis attraktiv? Diese Länder bieten eine spannende Kombination aus kulturellem Erbe, unerschlossener Natur und einem hohen Investitionspotenzial im Tourismusbereich. Unsere Philosophie ist es, gemeinsam mit lokalen Partnern maßgeschneiderte Projekte zu entwickeln – Orte, die Gästen neue Perspektiven eröffnen und der Region langfristigen Mehrwert bieten. Die Eastern Cape galt einst als Nischenmarkt – heute ist sie ein Paradebeispiel für nachhaltige Safarientwicklung. Ähnliches sehen wir nun im GCC-Raum.
Mantis betreibt auch nachhaltige Flusskreuzfahrten in Afrika. Können solche Angebote wirklich „grün“ sein? Absolut – wenn sie verantwortungsbewusst durchgeführt werden, mit echtem Respekt für Umwelt und lokale Gemeinschaften. Genauso betreiben wir die Zambezi Queen by Mantis und ihre Schwesterschiffe, die Chobe Princesses, unter der Zambezi Queen Collection. Wir verwenden biologisch abbaubare Reinigungsmittel und Hygieneprodukte; Müll wird getrennt und sicher gelagert – nichts gelangt in den Fluss. Unser mehrstufiges Filtersystem reinigt Flusswasser, was den lokalen Trinkwasservorräten zugutekommt. Wasserverbrauch wird durch sparsame Armaturen reduziert. Die Chobe Princesses nutzen Solarpaneele; kraftstoffeffiziente Generatoren kommen nur begrenzt zum Einsatz. Nachts läuft die Zambezi Queen geräuschlos in Batteriebetrieb, um die natürliche Geräuschkulisse zu bewahren.
Wie messen Sie den Erfolg Ihrer Nachhaltigkeitsprogramme – etwa beim Geparden-Auswilderungsprogramm oder Mantis Impact? Wir verfolgen einen konkreten, messbaren Ansatz. Unsere Initiative Mantis Impact (ehemals Community Conservation Fund Africa, CCFA) wird direkt über Gästespenden und Einnahmenanteile finanziert – ohne Abzug für Verwaltungskosten. Ein Beispiel: Unser Projekt zur Auswilderung von Geparden hat nicht nur zur Arterhaltung beigetragen, sondern auch lokale Gemeinden eingebunden. Der Erfolg spricht für sich: Eine ausgewilderte Gepardin hat vier Jungtiere zur Welt gebracht, die 2025 in die Freiheit entlassen werden.

Wie wichtig ist für Sie die Zugehörigkeit zur Accor-Gruppe? Die Partnerschaft mit Accor gibt uns Reichweite und Skalierbarkeit – ohne unsere Identität zu verwässern. Wir profitieren vom globalen Vertriebsnetz und technologischen Know-how, bleiben aber operativ flexibel. Adrian Gardiner ist weiterhin aktiv involviert, was unsere kulturelle Kontinuität sicherstellt. Das ist ein ideales Gleichgewicht aus Konzernpower und unternehmerischer Unabhängigkeit.
Gab es eine persönliche Erfahrung, die Ihren Blick auf nachhaltigen Tourismus verändert hat? Ich habe im Umweltbereich begonnen – dieser Hintergrund hat mein gesamtes Verständnis für Tourismus geprägt. Ich sehe Tourismus als Instrument, das entweder zerstört oder transformiert. Für echte Nachhaltigkeit braucht es einen integrativen Ansatz, der Umwelt, Mensch und Wirtschaft zusammen denkt. Genau das treibt mich täglich an.
Kann Mantis auch den hohen Ansprüchen moderner Luxusreisender gerecht werden? Mehr denn je. Luxus bedeutet heute: Sinn, Authentizität, Erlebnis – und nicht nur Komfort. Wir bieten maßgeschneiderte Aufenthalte in spektakulären Umgebungen, mit einem Fokus auf Natur, Kultur und Achtsamkeit. Dabei achten wir kompromisslos auf Qualität im Service und der Ausstattung. Unsere Gäste spüren, dass Luxus bei Mantis nicht inszeniert, sondern erlebt wird.
Zum Schluss: Welches Projekt aus Ihrer Arbeit hat Sie persönlich besonders berührt? Das Banana Leaf Slipper Project in Ruanda. Wir ersetzen Hotelslipper durch biologisch abbaubare Modelle aus getrockneten Bananenblättern. Das Projekt schafft Einkommen für junge Mütter und versorgt Schulkinder mit Lernmaterialien. Es steht sinnbildlich für das, was Mantis ausmacht: kleine, wirkungsvolle Ideen mit großem sozialem Hebel. www.mantiscollection.com