GOOD TO HEAR: Sascha Hemmann, MD Rosewood Schloss Fuschl

„So eine Konstellation gibt es ganz selten“

Am 1. Juli eröffnete das berühmte, aber in die Jahre gekommene Schloss Fuschl als Rosewood Hotel. Managing Director ist der gebürtige Berliner Sascha Hemmann, der 30 Jahre internationale Erfahrung mitbringt, unter anderem als General Manager der Anantara Hotels Resort and Spa in Phuket und Koh Phangan, sowie in Capella Hotels in den Vereinigten Staaten, China und Singapur. Vor seinem Wechsel nach Österreich war er Managing Director von Rosewood Bermuda. CC-VIP-Autorin Susanne Freitag hat mit Hemmann über die erste Hotel-Wiedereröffnung in seiner langen Karriere gesprochen.

Herr Hemmann, was wurde an dem Haus verändert? Die letzte größere Renovierung fand 2005/2006 statt, seitdem wurde nicht mehr viel am Schloss gemacht. Äußerlich hat sich nichts verändert, außer, dass wir den Spa um einen Außenpool erweitert und den Seeclub um eine komplette Küche ergänzt haben. Die rustikale Remise mit einem Fassungsvermögen von 200 bis 350 Personen, haben wir gelassen, wie sie war und den Ballsaal lediglich mit moderner Technik ausgestattet. Ansonsten wurde alles komplett neu gemacht. Die Zimmer wurden komplett zurückgebaut bis auf die Wände und Decken, und der Spa sowie die Restaurants und der denkmalgeschützte Turm ebenfalls. Wir haben Zimmer zu Suiten zusammengelegt, die Lobby komplett verändert und mussten viele Dächer erneuern.

Wie sieht die neue Lobby aus? Es war uns ganz wichtig, dass das Schloss im Schloss bleibt. Es war damals ein Jagdschloss, es steht in Österreich, und das wollten wir erhalten. Früher ist man geradeaus zur Rezeption gegangen, jetzt haben wir einen großen Feuerplatz eingebaut. Auf der rechten Seite hat man einen Blick auf die Bäume und das erste Blau – im Sommer das erste Türkis – des Fuschlsees. Die neue Lobby mit großen Fenstern und einer Außenterrasse soll sich anfühlen wie ein Wohnzimmer. Wir sind ja ein Boutiquehotel und haben die Zimmeranzahl von 114 auf 98 verringert. Das entspricht auch den Bereichen, die wir haben, von der Restaurantgröße bis zu Veranstaltungsformen. Die Lobby ist da keine Ausnahme. Dort hängen auch Kunstwerke der Familie und viele kleine Dekorationsgegenstände mit Bezug auf das Salzkammergut und die Alpen, den Fuschlsee und das Jagdthema. Diese finden sich auch in den Zimmern und in den meisten Restaurants wieder.

Welche Klientel sprechen Sie an? Wir sind eine internationale Marke mit circa 30 Hotels, die im Vergleich zur großen Hotellerie sehr klein ist. Unsere Klientel reist international mit der Marke. Wir werden sicher mehr amerikanisches Publikum anziehen, einfach, weil wir dort extrem etabliert sind. In Europa kennt man uns noch nicht so, aber das ändert sich ja durch die ganzen Eröffnungen in Wien und München sowie mit dem zweiten Hotel in London. Die Entwicklung der Hotels in Europa geht extrem stark voran – im Vergleich zu Amerika oder Asien.

Die Dichte von drei Rosewood-Hotels im Umkreis von nur 400 Kilometern ist schon sehr auffällig … Wir haben das so aufgebaut, dass unsere Gäste das Dreieck als kompaktes Ziel in der deutschsprachigen Region gut erreichen können: von München als traditionelle bayerische Stadt mit viel Kultur in unser Resort nach Fuschl im Salzkammergut und weiter nach Wien. Die Häuser liegen zwar nah beieinander, sind aber sehr verschieden. Von München dauert es rund anderthalb, zwei Stunden bis zu uns, aber es ist hier am See eine ganz andere Erfahrung als in der Stadt. Kultur, Lage und Konzepte der drei Hotels unterscheiden sich. Wir sind extrem stark darin, dass die Hotels nicht gleich aussehen und sich auch nicht gleich anfühlen.

Die drei Rosewood-Häuser haben jeweils einen Managing Director, aber keinen General Manager. Gibt es dafür einen Grund? Der Titel General Manager, also Hoteldirektor, ist ersetzt durch den Titel Managing Director; andere nennen es Gastgeber.

Welche kulinarischen Konzepte bieten Sie den Gästen? Da komme ich auf unser Guiding Principle „A Sense of Place“ zurück. Wir sind, wie zuvor erwähnt, ein Schloss in Österreich, in den Alpen, und alles, was wir kulinarisch anbieten, reflektiert genau das. Es gibt sechs F&B Konzepte, was relativ viel ist für ein Resort mit 98 Zimmern. Wir haben die Lokalität so interpretiert, dass wir in verschiedenen Räumlichkeiten unterschiedliche Konzepte darstellen können. Das fängt an mit der Vinothek, die für uns ein für die Einheimischen greifbares Restaurant ist. Früher war das Schloss für ein limitiertes Publikum reserviert. Wir aber wollen und müssen uns allen Altersschichten und allen Erwartungen öffnen, weil wir das ganze Jahr bespielen wollen. Die Vinothek ist eine traditionelle, von der Jause inspirierte, österreichische Location, in der man sich wohlfühlt. Der Cappuccino kostet 50 Cent mehr als im Wirtshaus, ein Glas Wein ist nicht doppelt so teuer wie außerhalb des Schlosses. Wir sind ein öffentliches Hotel, mit dem Sissi-Museum ein öffentlicher Platz und auch auf Touristenkarten eingezeichnet. Wir wollen, dass genau diese Klientel, die damals nicht willkommen war, ein Teil des Hotels wird. Das ist die neue Hotellerie. Unsere Gäste sind nicht nur Filmstars und reiche Leute. Es sind genauso Gäste, die in Jeans und weißem T-Shirt einchecken und wandern gehen wie alle anderen. Das wollen wir mit dem F&B Konzept erreichen.

Von der Vinothek geht man auf die Seeterrasse, die kulinarisch ein bisschen internationaler, aber dennoch auf Österreich abgestimmt ist. Im Schlossrestaurant bieten wir gehobene Küche, die auf den sieben Regionen des Salzkammergutes aufbaut. Und im See Club servieren wir leichtes Essen und Seafood. Im Großen und Ganzen ist alles österreichisch, die Speisen sind simpel und hochqualitativ. Im Hauptrestaurant interpretieren wir die österreichische Küche, da wird nichts vermischt und es gibt sogar Knödel. Wir wollen unseren Gästen Österreich vermitteln, und sie kommen zu uns, weil sie ein anderes Land, eine andere Kultur kennenlernen möchten. Außerdem haben wir eine Weinbar und ein Barkonzept wie die Scarfes Bar im Rosewood London oder die Bemelman Bar im Carlyle, New York. Die Bar öffnet gegen Abend, es ist laut und man sitzt eng zusammen, wahlweise drinnen oder draußen.

Was wird aus dem See Club im Winter? Den See Club und die Seeterrasse werden wir genauso belassen und räumen auch keine Möbel weg. Natürlich bieten sich im Winter Dinners im See Club weniger an, weil es einfach zu kühl wird, aber ansonsten ist alles möglich, von DJ-Auftritten bis zu Spanferkel- oder Fondueabenden. Die Region hat leider die Nebensaison und den Winter zum Teil aufgegeben. Wir denken schon, dass sich die Einheimischen freuen, wenn der See Club im Winter aktiviert wird, und wir haben die Möglichkeit, auch eine Destination für den Winter zu werden. Wenn man das gut macht, steckt viel Potenzial drin.

Sie blicken auf eine lange internationale Karriere zurück. War es Ihr Wunsch, nach Österreich zu gehen? Wenn ja, warum? Meine Frau und ich sind schon 30 Jahre aus Europa weg. Nicht, weil wir Europa nicht mögen, sondern wir wollten die Welt sehen. Wir haben uns immer vorgenommen, wenn wir Rentner sind, kehren wir zurück in die Berge und an einen See. Bali beispielsweise war vor 30 Jahren eine wunderbare, unberührte Insel mit viel Natur und Kunst. Wenn man jetzt hinfährt, hat man bedauerlicherweise eine andere Erfahrung. Wir wussten, dass diese Länder sich schneller entwickeln. Der Fuschlsee dagegen ist noch genauso schön wie vor 30 Jahren, und die Berge sind auch noch da. Es gibt ein, zwei neue Häuser, aber es wurde nicht weitergebaut. Als die interne Mitteilung von Rosewood kam, wer Interesse hat, haben wir uns angeschaut und gesagt, das ist jetzt die Zeit für uns. Wir wären nicht für Wien oder München zurückgekommen. Meine Frau ist von hier, und es ist für unsere Eltern eine große emotionale Sache, dass die beiden, die immer weg waren, nun da sind. Außerdem wollten wir unseren Kindern vermitteln, wo sie herkommen. Sie sind Europäer, haben aber noch nie in Europa gelebt. Das waren die Gründe.

Sie sind ein erfahrener Hotelier. Welche besonderen Herausforderungen stellt das Rosewood Schloss Fuschl an Sie und Ihr Team? Ich habe noch nie eine Wiedereröffnung gemacht, weder in meiner Position als Geschäftsführer noch mit Rosewood. In diesem historischen Haus von 1461 geht es extrem viel um die Emotion einer Familie, für die das Schloss kein Gebäude, sondern eine Herzensangelegenheit ist. Wir sind Teil eines großen Eigentums, zu dem auch ein zweites Hotel, die Fischerei und viele Wäldereien gehören. So eine Konstellation, wie wir sie haben, gibt es ganz selten. Für mich ist die Herausforderung, die lokalen, regionalen und internationalen Märkte zusammenzubringen. Jeder hat eine andere Erwartung. Es gibt Stammgäste, die schon seit vielen Generationen herkommen. Und aus der Region hat gefühlt jeder hier schon einmal gearbeitet. So ein Haus mit einer langen Geschichte wieder aufzumachen, über das jeder eine Meinung hat, ist Verantwortung und Spaß pur.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie ins Opening? Wir erwarten viel Interesse aus der Region. Wir wollen das Schloss neu definieren, uns neu aufstellen und mit einem sehr jungen und diversen Team neue Wege gehen. Unser Ziel ist, die Verbindung zur Lokalität wiederherzustellen und den Abstand der Menschen zum Schloss zu überwinden. Die Buchungen für Juli und August sind gut. Ich hoffe, dass wir einen guten Sommer hinter uns bringen mit vielen Lerneffekten; und unseren Magic Moment allen drei Klientenkreisen vermitteln können. www.rosewoodhotels.com

Fotos: What the Fox,