Innerer Sonnenschein
Portsmouth, 29.07.2023. Die Wettergötter meinen es an diesem letzten Juli-Samstag nicht gut mit der neuen Explora I. Ein kalter Nordseewind umweht die 14 Decks und lässt die Wellen selbst im geschützten Hafenbecken lautstark gegen die Bordwand klatschen. Dass im Inneren des schwimmenden Grand Hotels trotzdem eitler Sonnenschein herrscht, liegt zum einen an dem ebenso vorfreudigen wie buntgemischten Haufen von Medienvertretern, Tour Operators und Agents aus aller Welt, der zu dieser „Vorabfahrt“ geladen wurde. Zum anderen liegt es aber auch am lichten und luftigen Ambiente dieses neuen und in vieler Hinsicht außergewöhnlichen Schiffes. Und das weiß gleich in der Lobby zu begeistern: Zwei Decks hoch und mit einer opalglas-hinterleuchteten Bar, bequemen Sofas sowie kojenartigen Sitzecken statt klassischem Rezeptionstresen ausgestattet, bildet sie das Herzstück der Explora I – und den perfekten Ort zum Plaudern und Flanieren. Letzteres macht hier vor allem in den vielen Shopping-Outlets Spaß. Das Angebot ist beeindruckend und reicht vom bestens kuratierten Concept-Store bis hin zu Dependancen von Cartier, Piaget und Panerai. Als absolutes Highlight fungiert jedoch die erste Rolex-Boutique auf See, in der man die noblen Zeitmesser nicht nur zoll- und steuerfrei erwerben, sondern auch gleich mitnehmen kann – ganz ohne sich vorher auf eine mitunter jahrelange Warteliste setzen lassen zu müssen. Für einige Gäste soll das allein schon Buchungsgrund genug sein, erfahre ich später beim geführten Schiffsrundgang.
Outdoor-Gym & Kino unterm Glasdach
Was außer einer „Edel-Watch to go“ noch für die neue Explora I spricht: die weitläufigen Deckbereiche mit Open-Air-Restaurant-Areas, Outdoor-Gym, Sport Court, Cabanas, herrlich bequemen und in ausreichender Anzahl vorhandenen Sunbeds sowie drei über das Schiff verteilten Pools unter freiem Himmel (besonders spektakulär: der Astern-Infinitypool am Heck von Deck 5). Dazu kommt mit dem „The Conservatory“ noch ein großer Pool, unter dessen gläsernem Schiebedach auch mal Cinema Nights oder Konzerte stattfinden.
Kreative Kulinarik & entspanntes Entertainment
Zum ersten Abendessen bin ich im Med Yacht Club, einem loungigen Hangout im Long Island Look, verabredet. So geschmackvoll wie das Ambiente präsentieren sich hier auch die Sharing Dishes im Tapas-Style à la Grilled Octopus, Shrimp Saganaki oder Sweet Caprese. In den nächsten Tagen wissen aber auch die anderen Restaurants zu begeistern – angefangen beim chicen Fil Rouge mit französischer Gourmet-Cuisine über das erstklassige Steakhouse Marble & Co bis hin zum Emporium Marketplace Buffet mit 18 Live-Cooking-Stationen und frischen Austern zum Frühstück. Nicht überzeugen konnte lediglich das japanische Sakura, wo unter blühenden Kirschzweigen Sushi und Sashimi von bestenfalls mittelmäßiger Qualität serviert wurde. Ausgelassen habe ich lediglich das Anthology – ein nur am Abend geöffneter, aufzahlungs- und reservierungspflichtiger Fine-Dining-Tempel mit wechselnden Gastköchen aus aller Welt.
Weinproben, Kochkurse, Vorträge: Das Entertainment an Bord ist abwechslungsreich und lässt auch an einem verregneten Seetag zwischen England und Dänemark keine Langeweile aufkommen. In Sachen Abendunterhaltung hat man auf der Explora I die klassischen Bordshows mit festen Anfangszeiten abgeschafft. Stattdessen finden in der Journeys Lounge Veranstaltungen wie Candlelight Concerts statt, die man auf einen oder zwei Drinks besucht, bevor man dann zum nächsten DJ-Set oder einer Saxophon-Performance in einer anderen Lounge oder Bar weiterzieht.
Suite Dreaming
Gewohnt wird an Bord der Explora I in 461 zwischen 32 und 300 m2 großen Suiten. Selbst in der untersten Kategorie sind sie mit großen Terrassen samt Daybed, begehbaren Kleiderschränken sowie einem Bad mit großer (Regen-)Dusche und Fußbodenheizung ausgestattet. Hübsch ist auch das edle Interior mit dunklen Hölzern sowie einem offenen, mit Romanen und Coffeetable Books in mehreren Sprachen ausgestatteten Regal, das den Wohn- vom Schlafbereich abtrennt. Erwähnenswert sind die ausgesprochen hochwertigen Betten. Unverständlich ist jedoch, dass ein Desk fehlt, an dem man seinen Laptop öffnen und arbeiten kann – den Trend zum Workation-Aufenthalt scheint man bei Explora Journeys offensichtlich ausgesprochen skeptisch zu betrachten. Ein großes Lob gibt’s dafür aber für die Starlink-Internetverbindung, die bisher nicht gekanntes High Speed Wifi auf hoher See ermöglicht.
„Mit der neuen Explora I zielen wir vor allem auf ein Klientel im Luxus- bis Ultraluxussegment, das bislang noch keine Kreuzfahrten gebucht hat“, erklärt mir Explora Journeys CEO Michael Ungerer am letzten Abend unserer kurzen Reise. Aufgrund der ausgesprochen europäischen DNA, des leger zelebrierten Luxus und des stilvoll-entspannten Ambientes wird es der jungen Reederei mit Sitz in der Schweiz ganz sicher aber auch gelingen, im DACH-Markt Kunden zu gewinnen, die bislang noch bei der Kreuzfahrt-Konkurrenz aus den USA oder Deutschland buchte.