Auf zu neuen Ufern: Gemäß diesem Motto revolutioniert Explora Journeys gerade den Markt für Kreuzfahrten im (Ultra-)Luxussegment. An der Spitze der jungen Schweizer Luxusreederei steht der Österreicher Michael Ungerer – und der hat als Mastermind von Aida Cruises schon einmal bewiesen, dass auch Alpenländler für frischen Wind auf hoher See sorgen können. CC-VIP-Autor Jörg Bertram hat den visionären CEO auf der ersten Fahrt der Explora I getroffen und auf dem Weg von Portsmouth nach Kopenhagen über Wachstum, Wandel und die neue Luxuswelle gesprochen.
Ich habe in meinen alten Unterlagen geblättert, Herr Ungerer. Seit unserem letzten Gespräch sind 15 Jahre vergangen! Wie hat sich der Kreuzfahrtmarkt vor allem im DACH-Raum seitdem verändert?
Kreuzfahrten haben sich vom Nischenprodukt zum Massenphänomen entwickelt und ziehen heute ein ganz anderes Klientel als noch vor zwei, drei Jahrzehnten an. Die Gäste sind jünger und aktiver geworden, suchen nicht mehr nur Erholung, sondern auch Erlebnisse. Darauf hat der Markt mit neuen Anbietern und neuen Konzepten reagiert, da ist also enorm viel passiert, und da bleibt die Branche auch nach der Pandemie auf Wachstumskurs. Die DACH-Region ist dabei das wichtigste Segment in Europa, auch daran hat sich nichts geändert. Außer der bereits erwähnten Diversifizierung ist aber auch das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger geworden – und das Thema Luxus.
Was mich gleich zu meiner nächsten Frage bringt: Mit Preisen, die bei 600 Euro pro Person und Tag beginnen, spielt Explora Journeys in einer Liga mit Reedereien wie Silversea, Seabourn, Regent und einigen anderen. Was unterscheidet sie von diesen Mitbewerbern und wer ist der typische Gast?
Als wir 2019 angefangen haben, Explora Journeys zu entwickeln, waren wir in der glücklichen Situation, dieses Produkt von Grund auf neu zu denken. Wir fingen also an, potenzielle Kunden zu befragen, was sie sich von einer Kreuzfahrt wünschen würden – und das waren Platz, Zeit und einzigartige Erlebnisse. Drumherum haben wir dann Explora Journeys konzipiert. Und dabei hatten wir immer den Kunden im Auge, der vorher noch nie eine Kreuzfahrt gebucht hat – den wir also erstmals auf ein Schiff holen. Hier liegt ein enormes Potenzial, oder genau gesagt: Von den 28 Millionen Gästen im Luxus Hospitality Segment entfällt bislang nur ein Mini-Anteil auf Kreuzfahrten. Das wollen wir ändern, auch mit einer neuen Vertriebsstruktur. Von unseren 6.000 Reisebüropartnern weltweit, 800 davon übrigens im DACH-Raum, hat ungefähr die Hälfte zuvor noch keine Kreuzfahrten verkauft, einfach, weil es keine Produkt für ihre Kunden gab. Mit Explora setzen wir also vor allem auf eine Klientel, die bislang eher in der Top-Hotellerie zu finden ist – und nicht bei den Mitbewerbern. Für diese Zielgruppe müssen wir Luxus neu denken und Kreuzfahrten neu kommunizieren. Deshalb sprechen wir übrigens auch lieber von „Journeys“, als von „Cruises“.
„Die Gäste erwarten 461 Suiten, die zwischen 35 und 300 m2 groß sind.”
Und was erwartet diese „Kreuzfahrt-Novizen“ dann an Bord?
Ein sehr europäisches Produkt, das für entspannten Luxus auf dem Wasser steht und sehr viel Platz für Rückzugsmöglichkeiten und Spontanität bietet. Bei uns braucht der Gast keine Restaurants zu reservieren oder sich an feste Tischzeiten zu halten. Und auch das Bord-Entertainment haben wir neu aufgestellt. Die zwei klassischen Abend-Shows im Theater gibt es bei uns nicht, stattdessen findet heute Abend beispielsweise in der Journeys Lounge eine Candlelight Night statt, bei der Sie im Schein hunderter Kerzen entspannt Live-Musik hören können. Dass es da weder Anfang noch Ende gibt, ermöglicht es Ihnen, zu kommen und zu gehen, wann immer Sie wollen.
Was ist sonst noch neu?
Ein Fokus liegt auf der bereits erwähnten Kulinarik mit eigener Kochschule und neun Restaurants – von Japanisch über Französisch bis hin zu einem Steakhouse oder einem Gourmetrestaurant mit Gastköchen aus dem Sternebereich. Darüber hinaus haben wir auf der Explora I aber auch Features wie ein Outdoor-Gym oder die erste Rolex-Boutique auf See. Und an Land erwarten unsere Gäste dann sehr individuelle Ausflüge, die – je nach Angebot – für zwei bis maximal 25 Teilnehmer konzipiert wurden und wirklich einzigartig sind. Das Hauptaugenmerk liegt aber sich auf den vielen Rückzugsmöglichkeiten, die Sie an Bord haben. Sei es rund um die drei Außenpools, den Innenpool mit verschiebbarem Glasdach oder in den Cabanas an Deck. Dazu kommen die vielen Lounges und öffentlichen Bereiche, die zum Flanieren und gegenseitigen Kennenlernen einladen. Und natürlich gibt es auch unsere 461 Suiten, die zwischen 35 und 300 m2 groß sind. Alle verfügen über eigene Terrassen, einige sogar über private Whirlpools.
„Großzügige öffentliche Bereiche laden zum Flanieren ein.”
Neben dem cozy-chicen Look meiner Suite gefällt mir vor allem die Auswahl an Coffeetable Books und Romanen im Regal neben meinem Bett …
Genau! Wir wollen, dass sich unsere Gäste an Bord auch mal wieder Zeit zum Lesen nehmen oder andere kleine Dinge genießen, die im Alltag immer zu kurz kommen.
Explora Journeys ist Teil des italienischen MSC-Konzerns, der ja auch mit 19 Kreuzfahrtschiffen auf allen Weltmeeren unterwegs ist. Die meisten davon verfügen über sogenannte MSC Yacht Clubs mit exklusivem Suiten-, Restaurant- und Deckbereich. Machen Sie sich da nicht selbst Konkurrenz?
Nein, denn mit Explora Journeys sprechen wir ein anderes Segment an. Der MSC Yacht Club ist ein Premiumprodukt. Explora ist Luxus bis Ultraluxus zu einem Preis, der etwa doppelt so hoch ist. Da mag es in der Spitze vielleicht einige Überschneidungen geben, aber die sind gering. Weil wir gerade über MSC sprechen: MSC ist ein familiengeführtes Unternehmen, und das steckt auch tief in der Explora-DNA. Es war unglaublich, wie sehr die Besitzerfamilie Aponte in die Entwicklung eingebracht hat, und diesen persönlichen Touch kann man an Bord auch überall spüren. Gleichzeitig sind wir aber auch ein europäisches Produkt, was uns ebenfalls sehr wichtig ist, denn obwohl wir unsere Schiffe weltweit vermarkten, peilen wir einen Gästemix aus 50 Prozent Europäern und 50 Prozent Reisenden aus aller Welt an.
„Wir wollen, dass sich unsere Gäste wieder Zeit nehmen.”
Lassen Sie uns zum Schluss bitte noch ein bisschen persönlich werden: Wo trifft man Sie an Bord, wenn Sie tatsächlich einmal frei haben, und nicht in einer Besprechung mit der Crew stecken oder mit kritisch-wachem Blick über die Decks laufen?
Hier oben auf Deck 11 in der Malt Whisky Bar, wo wir jetzt auch gerade sitzen. Der Blick ist ebenso unglaublich wie die intime Atmosphäre. Tatsächlich finden Sie mich hier fast jeden Abend auf einen Absacker.
Und zu welchen Zielen würde es Sie auf einer privaten Kreuzfahrt ziehen?
Ich liebe den Norden! Eigentlich sollte ich nach Kopenhagen gleich an Bord bleiben, denn in den nächsten Wochen fährt die Explora I ja über Island und Grönland weiter in Richtung Indian Summer an der US-Ostküste …
„Neun Restaurants und eine eigene Kochschule machen Appetit.”
Über Explora Journeys
Explora Journeys ist die in Privatbesitz befindliche Luxus- & Lifestylemarke der MSC Group mit Hauptsitz in Genf in der Schweiz. Die komplette Flotte soll insgesamt sechs Schiffe umfassen und bis 2028 in Dienst gestellt werden. Die EXPLORA I ist bereits seit Juli 2023 unterwegs. Sie verfügt über 461 Suiten mit privater Terrasse. Darüber hinaus gibt es neun Gourmetrestaurants, zehn Bars und Lounges im Innen- und Außenbereich sowie vier Pools, weitläufige Außendecks mit privaten Cabanas, Wellness-Einrichtungen und Entertainment. Die Guest-Crew-Ratio liegt bei 1,25:1.
In Sachen Nachhaltigkeit setzt man bei allen vier Schiffen auf neueste Technologien, die z. B. zu einer Stickstoff-Emissionsreduktion von bis zu 90 Prozent führen. Außerdem verfügen die Schiffe über Ship-to-Shore-Stromversorgung sowie Vorbereitungen für alternative Energielösungen, sobald diese eingesetzt werden können. Die Explora I wird derzeit mit schwefelarmem Marine-Gasöl betrieben.