GOOD TO GO: Destination des Monats
Insel der Kontraste
Der Norden ist landschaftlich reizvoller, grüner, wolkiger. Im Süden, im neuen Hotspot Costa Adeje, regieren verlässlich Sonne, Strand, Meer, Party. Auf welches Teneriffa fliegen Sie?
Plaza de los Remedios . . .
der romantische Dorfplatz von Buenavista del Norte: Der nahe Atlantik ist rau, die Abendluft lau – und der Himmel scheint voller Geigen zu hängen. Gefeiert wird „Todos los jueves“ (jeden Donnerstag) mit Live-Musik auf kleiner Bühne. Alt und Jung versammeln sich dann rund um den zentralen Pavillon, die Bar kommt kaum nach mit dem Getränkebestellungen. Die sommerliche Konzertreihe dient, nebst anderen Veranstaltungen, auch als sozialer Kitt. Weiter mit dem grünen Bus der Linie 363. Fahrt nach Garachico, Teneriffas erster Hauptstadt. Die Aussicht von den letzten abschüssigen Kehren schürt die Vorfreude. Garachico war einst ein blühender Hafen, in dem Schiffe auf dem Weg nach Amerika ihre Vorräte aufstockten und von dem Malvasia-Wein nach England exportiert wurde. Ein tagelanger Vulkanausbruch des Montana Negra im Jahr 1706 machte dem Handel den Garaus.
Heute wirkt der Küstenort mit seinen 5.000 Einwohnern, bunten Häusern und dem allgegenwärtigen Retro-Charme wieder lebendig. Die putzigen Fischrestaurants mit ihren Logenplätzen direkt an der Uferstraße sind voll. Vor der Eisdiele Fragola hat sich eine Schlange gebildet.
In den populären Felsenpools . . .
ist an diesem Juli-Wochenende noch Platz. Die Naturschwimmbecken, von den Einheimischen „Charcos“ – was auf deutsch „Pfützen“ bedeutet – genannt, sind ein wahrer Segen. Geschützt vor der rauen See durch natürliche Felsbarrieren aus erstarrter Lava, lässt sich das ganze Repertoire sommerlichen Badevergnügens durchspielen: schwimmen, plantschen, springen oder auch einfach nur auf den Plateaus eine gute Zeit mit Freunden oder Familie haben.
Egal ob Garachico, Buenavista oder auch das spektakulär gelegene „Schluchtendorf“ Masca: Authentischer als im Nordwesten ist Teneriffa nirgendwo. In dieser Region hat sich die größte Kanaren-Insel noch viel von ihrer Natur-Power bewahrt, der urwüchsigen Kraft zwischen schroffen Bergen, Klippen und tosendem Meer, ihrer saftigen Vegetation – und von ihrer Unschuld. Von den fünf Millionen Besuchern jährlich verirrt sich nur ein Bruchteil in den spannend-unverbrauchten Zipfel. Eher wird Puerto de la Cruz, das touristische Zentrum des Nordens, anvisiert.
Bereits im 19. Jahrhundert . . .
und später besonders zwischen den 1950ern und 1990ern war es der place to be. Das Nr.-1-Hotel für Royals, Schauspieler, Sänger, Adelige: Das Botanico, 1972 eröffnet. In der Disco ging die Post ab. Doch nach jahrelangem Rausch ließen das beste Haus am Platz und auch die „Mitbewerber“ eine Qualitätsstufe tiefer die Dinge schleifen – vielleicht hatten sie zu oft bei „I will survive“ mitgegrölt. Zu wenig Investition, zu wenig Innovation, und letztlich auch irreführende Vermarktung, glaubt Alejandro Morin, Verkaufsleiter des Meliá Hacienda del Conde im Nordwesten. „Strand, Party und dauernd Sonne, das ist das Versprechen des Südens. Uns bringen die Passatwinde im Sommer Wolken und morgendliche Kühle.“ Dem Nord-Flughafen wurde 1978 der Flughafen Süd vor den Bug geknallt – der schleichende Beginn der Wachablöse. Längst spielt die Musik nun an der Costa Adeje und in deren Umgebung. Apartments und Hotelbunker wurden hochgezogen, aber zum Glück auch eine Handvoll bemerkenswerter Fünfsternhotels für anspruchsvolle Traveller.
Vor 50 Jahren . . .
war der heutige Hotspot Costa Adeje noch klassisches Arme-Leute-Land – Tomatenfelder waren so ziemlich das einzige auch monetär Fruchtbare angesichts endloser Steinwüsten, Gestrüpp und verdorrter Kakteen. Landschaftlich kann der Süden nicht mit dem Norden mithalten – das lässt sich bei einer Fahrt „rauf“ recht zügig feststellen, zumal die Entfernungen – Teneriffa ist etwa 80 Kilometer lang und 50 Kilometer breit – kein großes Ding sind. Im Rekordtempo wechselt die Stimmung von karg auf üppig. Und etwa genau in dieser Übergangsphase schiebt sich das ewige Wahrzeichen Teneriffas erstmals in seiner ganzen Pracht ins Blickfeld – der 3.715 Meter hohe Teide, der höchste Berg Spaniens. Er thront über einem von insgesamt 43 Naturschutzgebieten, die fast die Hälfte der Insel überziehen. Von seinen Flanken lassen sich besonders schön die Sterne beobachten. Weit weg von den Metropolen Europas, dafür relativ nah an Marokko, ist Licht- und Luftverschmutzung eher ein Fremdwort. Insider zählen den Teide und seine vulkanische Mondlandschaft neben der chilenischen Atacama-Wüste und dem Mauna Kea (4.205 Meter) auf Hawaii zu den besten Plätzen für Stargazer.
Weitere Natur-Heuler . . .
sind die majestätisch-steilen Klippen von Los Gigantes, die im Westen bis zu 600 Meter hoch aus dem Atlantik ragen. Im Landschaftspark Teno im Nordwesten sind genauso wie im Bio-sphärenreservat Anaga nahe der Hauptstadt Santa Cruz im Nordosten die Märchenwälder mit moosbedeckten Lorbeerbäumen die Stars – ein Relikt aus dem Tertiär.
Auch La Caleta ist gut gealtert – es ist einer der wenigen Flecken im Süden, der sich so etwas wie Authentizität bewahrt hat. Fisch- und Tapas-Lokale säumen die Uferpromenade, auf einer Kreidetafel steht gekritzelt: „Cherne (Anm.: der populärste Fisch der Kanaren, Wrackbarsch), Sama, Lubina, Dorada. Pasta und Reis, Spaghetti Marinera, Paella.“ In der Bilderbuchbucht schaukeln die Boote wie in einem Werbeclip. Das zubetonierte Los Christianos nur ein paar Kilometer weiter scheint Lichtjahre entfernt. Die Sonne sinkt immer tiefer. Zeit für einen typischen Teneriffa-Tagesausklang. Erst den Feuerball untergehen sehen, dann, als Betthupferl, beglückt Sterne gucken am klaren Nachthimmel.
Text: Andreas Jaros
ALLGEMEINES Teneriffa gehört topografisch zu Afrika, politisch zu Spanien. Mit 2.034 km2 und fast einer Million Einwohnern ist Teneriffa die größte Kanareninsel. Die Wintermonate sind in der Regel mild und daher eine ideale Reisezeit. Die Jahresdurchschnittstemperatur schwankt zwischen 22 und 23 Grad.
ANKOMMEN Teneriffa Süd (Aeropuerto Reina Sofia) wird nonstop von Deutschland, Österreich und der Schweiz angeflogen, Teneriffa Nord (Los Rodeos) erreicht man mit Umsteigen, z. B. in Barcelona, Madrid, Málaga oder auf Gran Canaria, Lanzarote, Fuerteventura.
WAGEN MIETEN „Canary Islands Car“ hat mit über 10.000 Fahrzeugen das dichteste Autovermietungsnetz der Kanaren und ist auch auf den beiden Flughäfen präsent. www.cicar.com
ATTRAKTIONEN ■ Teide Spaniens höchster Berg (3.715 Meter) ist UNESCO-Weltnaturerbe und fast schon Pflichtprogramm für jeden Teneriffa-Besucher. Der Vulkan steht für bizarre Felsformationen, Mondlandschaften, spektakuläre Ausblicke über dem Wolkenmeer und „Star Gazing“ im Observatorium. www.volcanoteide.com
■ Cueva Del VientoFür mystische Stimmung und Fossilienreste ist in dieser längsten Vulkanröhre Europas in Icod de los Vinos gesorgt. Bis zu 200 Meter können Touristen mit Helm und Stirnlampe vordringen, insgesamt ist die Höhle 18 Kilometer lang und 27.000 Jahre alt. Die geführte Tour ist auf zwei Stunden begrenzt und als „mittelschwer“ eingestuft. www.cuevadelviento.net ■ Santa Cruz und La Laguna Santa Cruz ist besonders zu Jahresbeginn ein Must-see, wenn der Karneval überschäumend und farbenprächtig gefeiert wird (2023 vom 20. Januar bis 26. Februar). Die Stadt steht aber auch für Avantgarde – beherbergt sie doch ein Event-Auditorium von Santiago Calatrava und den Kunst- und Kulturkomplex TEA, erbaut von Herzog & de Meuron. Das nahe La Laguna, die Vorgängerin als Inselhauptstadt, hält unverdrossen mit kolonialer Architektur dagegen, mit schmucken Villen und traditionellen Höfen wie in den historischen Ortskernen von La Orotava, Garachico oder Icod de los Vinos.
DIE THEMENPARKS Es gibt reichlich Möglichkeiten, Wale bei Bootsausflügen vor Teneriffa in ihrem natürlichen Lebensraum zu erleben (buchbar z. B. bei www.tenerife whalewatching.com). Wer unbedingt eine Show mit Orcas wie in SeaWorld in Kalifornien und Florida braucht, besucht im Norden den „Loro Parque“ in Puerto de la Cruz, der einst als reiner Papageienpark begann, sich längst aber als Zoo versteht und daher den Besuchern auch Pinguine, Seelöwen oder Gorillas nicht vorenthalten will. Im Süden (Adeje) lockt der Wasser-Erlebnispark „Siam Park“ mit der steilen „Tower of Power“-Wasserrutsche. www.loroparque.com, www.siampark.net DIE SCHÖNSTEN STRÄNDE Der bekannteste und begehrteste Spot ist die 1,5 Kilometer lange Playa de las Teresitas bei Santa Cruz, die sogar Karibikfeeling aufkommen lässt. Ebenfalls mit Top-Platzierungen in jedem Beliebtheitsranking: Die Playa Jardin beim Loro Parque, Playa de la Arena, Playa de los Guíos bei Los Gigantes, die Playa de Abama (der öffentlich zugängliche Hausstrand des Ritz Carlton) und die 800 Meter lange, feinsandige Playa del Duque mit Strohsonnenschirmen. Die Playa de la Tejita zwischen Los Abrigos und El Medano ist der weitläufigste natürliche Sandstrand an der Südküste – und ein Fest für FKK-Fans und Individualisten.
GOLF Als Outdoor-Paradies zieht Teneriffa Wanderer, Kletterer, Surfer, Radfahrer, Gleitschirmflieger und natürlich auch Golfer magnetisch an. Die interessantesten Plätze im Norden: Buenavista Golf (18 Löcher, konzipiert von Severiano Ballesteros) und Club de Golf de Tenerife (Mitgliederclub mit britischem Flair, 1932 gegründet). Im Südwesten und Süden: Abama Golf, Amarilla Golf mit einem Signature Hole (Abschlag über eine Meeresbucht), Golf del Sur mit schwarzem Bunkersand, Golf Costa Adeje (27 Löcher, zwei Courses) und Golf Las Americas mit zahlreichen Wasserhindernissen.
SHOPPING Das Kaufhaus El Corte Ingles kennt jeder, der schon in Spanien war. Jenes in der Hauptstadt Santa Cruz zählt mit sieben Etagen und einer Verkaufsfläche von rund 30.000 m2 zu den größten Einkaufszentren Teneriffas. www.elcorteingles.es Ein exklusiveres Vergnügen versprechen zwei Malls im Süden: Parque Santiago 6 www.psantiago6.com und das Centro Comercial Plaza del Duque. www.plazadelduque.com
INFORMATIONEN www.webtenerife.de, www.teneriffa.de, www.canary-vibes.com, www.spain.info