GOOD TO HEAR: Christian Hirt, Managing Director des Botanic Sanctuary Antwerp
„Das Botanic Sanctuary und Antwerpen sind das perfekte Match“
Christian Hirt ist seit April Managing Director des Botanic Sanctuary Antwerp. Er blickt auf eine beeindruckende Karriere in Luxushotels auf der ganzen Welt zurück und leitete zuletzt das Raffles und das Fairmont in Doha. CC-VIP-Autorin Susanne Freitag hat den gebürtigen Deutschen in seiner neuen Wirkungsstätte in Belgien getroffen.
Herr Hirt, vor einem Dreivierteljahr kamen Sie aus Katars Hauptstadt nach Antwerpen. Wie war der Wechsel für Sie?
Nach 20 Jahren außerhalb Europas zurückzukommen, war spannend. Es hat sich einiges getan in der Hotellerie hier, und ich bin sehr glücklich, wieder auf europäischem Boden zu stehen.
Was hat sich verändert?
Früher hatten wir keinen Mangel an Talenten. Jetzt ist es schwierig, Mitarbeiter zu finden, die noch in der Hotellerie arbeiten wollen. Das ist nicht nur ein großer Unterschied zur Vergangenheit, sondern auch zu den Hotels, in denen ich in den letzten Jahren gearbeitet habe. Dieses Problem hatten wir gar nicht.
Was ist Ihre größte Herausforderung im Leading Hotel Botanic Sanctuary Antwerp?
Das Hotel ist sehr gut in Benelux positioniert, aber noch nicht international. Unsere große Herausforderung ist, das Haus international als eines der besten und einzigartigen Häuser in Europa zu positionieren. Wir legen einen großen Fokus auf die Gastronomie. Das Botanic Sanctuary ist eine Gastronomie-Destination, und auch Antwerpen ist gastronomisch sehr gut aufgestellt als Stadt mit der viertgrößten Anzahl an Sternerestaurants per Capita weltweit. Wir wollen das weiter ausbauen und festigen.
Welches Ziel haben Sie sich für das erste Jahr gesetzt?
Zuerst müssen wir schauen, dass wir „Operational Excellence“ ausüben. Das ist für mich die Basis von allem, auf die entsprechend aufgebaut wird. Das Hotel ist seit zwei Jahren offen, aber stufenweise fertig geworden. Nun geht es darum, zu tunen und zu feilen und die Destination Botanic Sanctuary weiterzuentwickeln.
Was heißt das konkret?
Wir werden 2025 ein weiteres Restaurant eröffnen, das ebenfalls in der sehr gehobenen Gastronomie platziert wird. Außerdem haben wir unseren High Tea in Kooperation mit dem Sterne-Chef Roger van Damme gelauncht – er ist DER Pâtissier in Belgien. Im Spa gehen wir mehr in Richtung Longevity und wie wir den Gästen helfen können, ihre Ziele zu verfolgen. Außerdem wollen wir eine Feel Good Lounge dort etablieren. Dabei arbeiten wir etwa mit Infrarot-Masken und bieten Dinge an, die der Gast nutzen kann, um sich wohl zu fühlen. Wir schauen außerdem, wie wir uns im Zimmerbereich noch weiterentwickeln können und legen viel Wert auf inversive Erfahrungen mit Düften, Licht und Sound. Dafür haben wir ein tolles Konzept entwickelt, das wir gerade testen.
Sie bieten ja auch besondere Erfahrungen und einzigartige Erlebnisse an. Können Sie ein Beispiel nennen?
Wir haben einen versteckten Whiskey-Tasting-Raum, den man nicht findet, wenn man ihn nicht kennt. Dieser Raum gehört dem Whiskey Investment Club, dessen Mitglieder in Whiskey investieren. Im Rahmen einer Kooperation mit dem Club kann ich Gäste zu einer besonderen Einführung in Whiskey einladen und ihnen ein Tasting von sehr besonderen Whiskeys anbieten, die es nicht auf dem Markt gibt. Wir haben beispielsweise einen Single Malt – der „heilige Gral“ – ein Glenlived von 1940, der 120.000 Euro kostet. Der Gast kann diesen Whiskey probieren, wenn er möchte. Das ist natürlich etwas ganz Besonderes, denn niemand macht sonst eine Flasche für 120.000 Euro auf. Dazu laden wir aber nur Gäste ein, die höchst spezialisiert auf Whiskey sind. Das ist einzigartig hier im Hotel.
Wie oft laden Sie Gäste dazu ein?
Ein- bis zweimal im Monat. Wir selektieren sehr stark, wem wir das anbieten.
Welche Klientel steigt im Botanic Sanctuary ab?
Wir sind ganz klar ein Leisure Hotel. Die Geschäftsreisenden, die bei uns wohnen, sind auf CEO-Level. An den Wochenenden kommen vor allem Städtereisende aus Belgien, Holland, Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Die Gäste aus Übersee bleiben länger und füllen auch die Wochentage. Das ist eine gute Kombination. Deshalb ist Nordamerika auch ein wichtiger Markt für uns.
Wie groß ist der Gästeanteil aus dem DACH-Markt?
Deutschland ist unsere viertstärkste Nation, Nummer eins und zwei sind Belgien und die Niederlande, dann folgen die USA. Nordrhein-Westfalen ist durch seine Nähe gut vertreten. Prinzipiell wollen wir den deutschsprachigen Markt viel stärker bewerben und arbeiten deshalb mit einer Verkaufsrepräsentation im DACH-Markt zusammen. Wir sehen diese Region als sehr potenziellen Markt für uns, sind in allen Top-Programmen drin und bewerben das Botanic Sanctuary und die Destination Antwerpen.
Welches Potenzial hat Antwerpen?
Ich bin oft gefragt worden, warum Antwerpen? Als ich zum ersten Mal hierherkam, war ich beeindruckt vom Hotel, habe aber auch das Potenzial von Antwerpen gesehen. Es ist eine tolle Destination und zum Beispiel für einen kulinarischen Trip in Verbindung mit Amsterdam und der Champagne wunderbar geeignet. Reisende, die die großen Metropolen kennen, schauen in den kommenden Jahren auf Destinationen wie Antwerpen oder Kopenhagen, die ein wahnsinniges Potenzial haben. Ich freue mich auf die Herausforderung, nicht nur das Botanic Sanctuary zu positionieren und zu vermarkten, sondern auch die Destination bekannt zu machen. Das Botanic Sanctuary und Antwerpen sind das perfekte Match. In der Vergangenheit gab es hier kein Hotelprodukt im Luxussegment. Wir haben tolle Galerien, ein Kunstmuseum und die Diamanten – die Klientel dafür braucht auch ein entsprechendes Hotelprodukt. Deshalb ist das Haus so wichtig für die Stadt. Jetzt haben wir das Produkt und können durchstarten.
Was ist Ihnen persönlich wichtig im Urlaub?
Es muss Urlaub mit der Familie sein und ich muss etwas zu tun haben. Wir gehen leidenschaftlich gerne Skifahren, Wandern und Golfspielen und machen gerne Städtereisen. Hotels sind für mich im Urlaub wichtig. Wir suchen uns bestimmte Häuser aus, die wir gern einmal erleben möchten. Das ist eine absolute Leidenschaft für mich, ich liebe die Hotellerie, und es macht mir Spaß, mich inspirieren zu lassen.