GOOD TO HEAR: Torsten Richter

„Malaysia ist ein verstecktes Juwel“

Torsten Richter ist neuer General Manager des Anantara Desaru Coast Resort & Villas und Area General Manager für Malaysia und Indonesien. In seiner über dreißigjährigen Laufbahn war Richter auf der ganzen Welt tätig, unter anderem in Thailand, Indonesien, Deutschland, Großbritannien, in den USA und auf den Malediven. CC-VIP-Redakteurin Conny Derdak hat mit ihm in Malaysia über regionale Unterschiede, Zukunftspläne und die besondere DNA seines Arbeitgebers MINOR gesprochen.

Anantara Desaru Coast Resort & Villas

Herr Richter, Sie haben bereits eine lange Laufbahn in der Hotellerie hinter sich. Zuletzt waren Sie General Manager im The Ritz Carlton Berlin sowie auch General Manager im Hotel am Steinplatz Autograph Collection. Als wie wichtig erachten Sie hier in Südostasien den DACH-Markt für den Incoming Tourism?

Der DACH-Markt ist im Aufbau. Die DACH-Region ist ein Potenzial, das wir weiter ausbauen wollen. Wir wissen, dass Gäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gerne Destinationen bereisen, die nicht so überlaufen sind. Von Desaru kann man das definitiv behaupten. Der DACH-Gast ist außerdem ein treuer Gast, der auch das Potenzial birgt, wiederzukommen. Wir wollen eine Balance finden. Ich sage immer: „Don’t put all eggs in one basket.“ Wenn man nur zwei, drei Märkte hat, auf die man sich beschränkt, dann ist das nicht sehr krisensicher.

Mein Vorgänger war deutschsprachig, ich bin deutschsprachig – daher haben wir natürlich auch die Neigung zum deutschsprachigen Raum. Aber wir gehen natürlich auch auf andere Märkte wie Australien, Hongkong, Indien und China. Ich denke jedenfalls, dass der DACH-Markt die Kombination, die diese Location hier in Malaysia bietet, zu schätzen wissen könnte: nämlich einerseits das Ruhige, und – wenn man möchte – dazu die große Auswahl an Golfplätzen. Es gibt 17 Golfplätze in unmittelbarer Nähe des Anantara Desaru Coast. Sie alle haben maximal eine Stunde Anfahrtszeit. Viele davon sind immer noch weit unter der internationalen Preisgrenze, auch wenn die Ernie-Els-Golf-Courses sich natürlich schon den gängigen internationalen Preisen annähern. Die beiden Golfplätze, die von Ernie Els designt wurden, befinden sich zwei Kilometer vom Hotel entfernt und sind daher ideal für leidenschaftliche Golfer.

Die Anbindung nach Desaru ist mit dem Direktflug von Deutschland und der Schweiz mit Singapore Airlines natürlich auch ideal. Vom Flughafen in Singapur ist man in rund zwei Autostunden bei uns.

Anantara Uluwatu Bali

Ist Malaysia in Ihren Augen eine Alternative zu Thailand?

Die beiden Länder kann man gar nicht miteinander vergleichen. Thailand ist schon seit Jahrzehnten sehr im Tourismus etabliert. Malaysia hat ja erst wesentlich später angefangen, sich für den Tourismus zu öffnen. Das ist vielleicht auch kulturell bedingt. Die Thais sind sehr fun-loving, sehr verspielt, manchmal kindlich. Malaysia ist von der Kultur her viel komplexer. Hier leben Muslime, Christen, Hindus und Buddhisten. Über 60 Prozent sind Moslems. Es gibt auch einen starken chinesischen Einfluss. Das Land und die Leute sind sehr hilfsbereit und freundlich, und generell hat Malaysia eine besser geplante Infrastruktur als Thailand, das ist auf Langzeit gesehen ein großer Vorteil.

Ich persönlich finde, Malaysia ist voller versteckter und attraktiver Destinationen. Die meisten kennen nur Kuala Lumpur und Langkawi als Tourismusorte, dabei gibt es so viel mehr.

Was die Visitor Arrivals betrifft, ist Malaysia weit hinter Thailand. Das bedeutet natürlich auch, dass es noch nicht so überlaufen ist. Es gibt in Malaysia auch abseits der Desaru Coast sehr viel zu sehen. Wer zum Beispiel gerne isst, muss unbedingt nach Malakka. Die Stadt ist etwa zwei Autostunden von hier entfernt und eine absolute Kulinarikhochburg.

Was kann Malaysia besser als Thailand?

Das Essen. Gut, das ist natürlich Geschmackssache, aber ich finde die Abwechslung toll. Die Gerichte, die Sie hier bekommen, sind malaysisch, indisch oder chinesisch. Es gibt drei Kulturen, die im Land dominant sind, und dementsprechend abwechslungsreich ist auch das Essen.

Außerdem spricht jede und jeder einzelne Hotelmitarbeiter in Malaysia viel besser Englisch als die Thais. Das liegt an der Geschichte Malaysias als ehemaliger Teil des Britischen Weltreichs.

Was kann Malaysia noch besser? Wie schon erwähnt: die Infrastruktur – die Straßen sind besser ausgebaut als jene in Thailand.

CC-VIP-Autorin Conny Derdak im Talk mit Torsten Richter in Malaysia

Sie sagen, das Land ist zu 60 Prozent muslimisch. Müssen sich Touristen vor gewissen Gesetzen fürchten?

Nein, überhaupt nicht. Es gibt ja hier an der Küste auch einen öffentlichen Strand, an dem kein Resort dran ist. Aus Respekt gegenüber der Religion würden die muslimischen Frauen dort nicht im Bikini rumlaufen. Wenn Sie jedoch im Bikini schwimmen gehen, dann würde Sie bestimmt niemand darauf ansprechen. Das ist einfach akzeptiert, genauso wie das Trinken von Alkohol. Ich kann nicht für ganz Malaysia sprechen, aber die Menschen an der Desaru Coast sind schon sehr offen. Für Gäste gibt es da keinerlei Einschränkungen.

MINOR International hat seinen Hauptsitz in Bangkok, die ersten Resorts sind seinerzeit in Thailand entstanden. Warum setzt MINOR nun auf den Standort Malaysia?

Da halten wir uns an das Motto „Malaysia truly Asia.“ Malaysia ist ein verstecktes Juwel und birgt sehr viel Potenzial. Wie bereits erwähnt, das Land ist ganz anders als Thailand, und auch die Hauptstädte Kuala Lumpur und Bangkok kann man gar nicht miteinander vergleichen. Daher ist es für MINOR natürlich wichtig, auch hier ein Standbein zu haben.

Sie sind nicht nur General Manager des Anantara Desaru Coast & Villas, sondern auch Area General Manager für Malaysia und Indonesien. Was sind die nächsten Pläne in der Region?

Kützlich haben wir das Anantara Ubud Bali Resort eröffnet. Über die Standorte Jakarta und Surabaya diskutieren wir gerade. Insgesamt sind derzeit überhaupt 15 Projekte in zum Teil neuen Destinationen im Gespräch. Ein neues AVANI wird gerade in Malaysia Kota Kinabalu errichtet, ein weiteres nicht weit von hier. Auch an anderen Destinations in Malaysia, zum Beispiel in der Hauptstadt Kuala Lumpur, befinden sich im Moment einige Projekte in der Zielgeraden.

MINOR wurde seinerzeit in Bangkok von einem Amerikaner, William Heinecke, gegründet. Inzwischen agiert die Gruppe weltweit, besonders auch mit City-Hotels in Europa. Was ist eigentlich die DNA von MINOR?

MINOR Hotels setzt auf Destinationen, die nicht so überlaufen sind. MINOR vereint unter seinem Dach nur acht Marken (Anantara, AVANI, Elewana, Oaks, Tivoli, NH Collection, NH und nhow Hotels). Wir sind damit im Vergleich zu vielen anderen Playern relativ klein – Marriot zum Beispiel hat 33 Brands. Das wird sich aber in der nahen Zukunft ändern. Mehr kann ich dazu jetzt noch nicht sagen … watch the space …

Die DNA von MINOR ist ganz klar: Entrepreneural Spirit. Jeder Direktor ist empowert und wird gefordert, sein Hotel effektiv zu betreiben. In dieser Hinsicht ist MINOR ganz anders als andere Hotelfirmen, weil MINOR eben keine reine „Hotelfirma“ ist. Das Unternehmen ist auch in ganz vielen anderen Bereichen tätig: Die verschiedenen Schienen reichen von Food über Real Estate – inklusive der Vermietung von Properties an andere Brands wie Marriot – bis hin zur Private Jets (M-Jets) oder Wasserflugzeugen auf den Malediven. MINOR betreibt 2.500 Restaurants wie Coffee Club, Swensson, Burger King, The Pizza Company und ist sogar im Besitz einer eigenen Käseproduktion für die Pizzen.

Sie sind seit Juli GM des Anantara Desaru Coast. Was möchten Sie hier verändern, was ist für die Zukunft geplant?

Ich möchte dem Resort eine persönliche Note verleihen und dabei die Interessen unserer Gästekreise berücksichtigen. So wird es künftig ein Café geben, „Mocca & Muffin“. Dort werden Kaffee und frische Pastries serviert.

Am Strand Richtung Westin, einem unserer Nachbarn, würde ich gerne einen Beach Club bauen. Dort soll es dann auch Beach Houses geben, in die sich die Gäste einmieten können. Ich denke da eher an ein jüngeres und partyaffines Publikum, denn nahe des Beach Clubs ist es naturgemäß abends etwas lauter.

Eine Activity Zone mit Kletterwand und Outdoor-Fitnessbereich ist geplant. Aber auch das Thema Yoga wollen wir weiter ausbauen und uns als wellnessorientiertes Resort etablieren.

Wenn es die Bauvorschriften erlauben, möchten wir am Strand außerdem ein Yoga-Sala errichten. Wir warten diesbezüglich noch auf eine Guideline der Regierung, da der gesamte Strand an der Desaru Coast ja ein öffentlicher ist. Falls die Errichtung des Sala nicht möglich ist, dann wollen wir zumindest eine mobile Yoga-Plattform an den Strand packen. Wir planen nämlich, künftig regelmäßig Yoga-Retreats anzubieten. Für 2025 haben wir bereits eine Rotation von verschiedenen Yoga-Lehrern geplant – alle drei Monate wird ein neuer oder eine neue kommen, um wieder eine andere Art von Yoga zu unterrichten. Ein bisschen Abwechslung ist wichtig, damit es auch interessant bleibt. Gerade Gäste, die mehrmals im Jahr zu uns kommen, werden sich glaube ich darüber freuen.

Ein weiterer Punkt, den wir im Spa implementieren möchten, sind Thai-Massagen. Wir haben endlich unsere Fünf-Sterne-Zertifizierung erhalten – ein behördlicher Prozess, der in Malaysia sehr lange dauert. Die Zertifizierung ermöglicht es uns, nun auch internationale Therapeutinnen und Therapeuten in unserem preisgekrönten Spa einzustellen und somit authentische Treatments aus anderen Ländern anzubieten.

Sie haben erwähnt, der Strand vor Ihrem Resort sei öffentlich. Wieso ist das so?

In Südostasien ist jeder Strand bis zu einer gewissen landesinneren Grenze öffentlich, auch zum Beispiel in Thailand oder Indonesien. Die Grenze bildet die High-Tide-Wasserlinie plus fünf Meter. Die Umsetzung dieses Gesetzes ist aber in dem ein oder anderen Land nicht immer gegeben. Wir jedenfalls halten uns daran.

Apropos Strand: Unsere Destination ist übrigens geradezu ideal als Trainingsgebiet für Triathleten, Läufer, Radfahrer und Schwimmer. Alle Gegebenheiten hier sind im Idealbereich – das darf ich als Hobby-Triathlet so bestätigen.

www.anantara.com